OK KID – Stadt ohne Meer

Vor zwei Jahren veröffentlichte das ehemalige HipHop-Projekt Jona:S seine zweite EP „Grau“, mit der man langsam aber sicher zu Popmusik fand, verpackt als eine Art elektronische Antwort auf Clueso. Seither wurde aus dem Quintett ein Trio, man fand in OK KID einen neuen Namen (angelehnt an die Radiohead-Alben „OK Computer“ und „Kid A“, die beiden ‚Kompromissplatten‘ der verbliebenen Mitglieder) und scheint musikalisch endgültig angekommen zu sein. Erste Auskopplung aus dem am 5. April erscheinenden, eponymen Debütalbum ist „Stadt ohne Meer“.

Radiohead-Einflüsse sucht man zwar vergebens, dafür ist die neue Single deutlich im Rock-Bereich angesiedelt. Melancholische Gitarren tragen einen ebenso nachdenklich angelegten Song, dessen basslastige Strophen angenehm Genre-untypisch und damit doch typisch nach OK KID bzw. für deren Entwicklung klingen. Jonas‘ Schuberts Gesang klingt immer noch lakonisch, erinnert in seiner Rhythmik und Sprachmelodie an das Bosse-Debüt, dankenswerterweise minus stimmlicher Schieflage. Von Zwiespalt ist die Rede, von Stillstand und Aufbruch, von einer grauen, trostlosen Stadt, von einem ermattenden Alltag, aus dem man ausbrechen will, nur um letztlich doch wieder zurückzukehren, zu verweilen, auch wenn der Augenblick alles andere als schön seit mag. Der intensive, schwermütige Refrain und das hektische, wuchtige Outro krönen diesen Einstand.

Im dazugehörigen Video wandern OK KID durch ihre Heimat, zeichen zunächst bizarre, kalte, karge Bilder, die sich schließlich in einen bunten Umzug auflösen. Ist letztlich doch nicht alles so, wie es scheint? Mit Doppelbödigkeit und (falscher) Hoffnung jongliert „Stadt ohne Meer“, überlässt den finalen Entschluss, ob Zu- oder Abneigung dominiert, letztlich dem Hörer. Kann das Debütalbum an diesen Aufgalopp anknüpfen, darf man sich auf frischen Indie-Wind aus Deutschland freuen. Einzig die B-Seite des Download-Bundles, ein eher belangloser Remix, hätte nicht unbedingt sein müssen; ein Schönheitsfehler, wenn man denn so will.

Stadt ohne Meer
VÖ: 22.03.2013 (DL-Single)
Four Music (Sony Music)

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