Guards – In Guards We Trust

Guards

Was derart lässig klingt, dass New York verblasst und die Westküste wie vor einem liegt, sind Guards. Das Trio aus NYC gibt sein Indie Debüt, reichlich nostalgisch, jedoch ohne wild auf Retrowellen zu reiten. Vielmehr zeigen Leader Richie Follin an Gitarre und Mikro, Drummer Loren Humphrey und Keyboard/Sängerin Kaylie Church auf „In Guards We Trust“, dass sich spiralenförmig eindrehende Gitarrenlinien und ein psychedelisch angehauchter Chor vortrefflich eignen, um der Welt ihre Farben zurückzugeben. Alles nur die Tricks einer Momentaufnahme oder nachhaltiges Feingefühl?

In einer Zeit, wo die Sehnsucht nach früheren Jahren größer denn je scheint, gehört eine wehmütige Zuwendung zum Geist der Gegenwart. Ihr hängt das Trio an. Vor allem verfügen Guards über familiäre Zuneigung. Follins Schwester Madeline steht bei Cults am Mikrophon, deren Gitarrist Richie bisher war. Ihren poppigen Charme darf die Band des Bruders nun auch ein Stück für sich beanspruchen. Wie im wunderbaren Opener „Nightmare“, dessen vorherrschender Schatten zum lichten, eingängigen Chorus dank der gefundenen Harmonie von Follin/Church schnell einen vertrauten Ausdruck innehat.

Einmal die Faszination des Augenblicks erkannt, rockt „Giving Out“ vor großer Kulisse. Dank enormer Hall-Wirkung erwachsen Gitarren und mehrstimmiger Gesang zu einem effektiven Einklang. Man hat seinen Stil gefunden. Den Kern bilden viele flüssige, leicht gedämpfte Riffs, deren zarte Berührungen gleichzeitig Trieb, Rhythmus und die Seele des Ganzen sind. Ob in „Ready To Go“, einer nimmermüden Blüte zum Frühlingsanfang, oder der unwiderstehlich funkelnden Pop-Perle „Silver Lining“, welche bereits um die sehnsuchtsvoll erwartete Sommersonne vergangener Tage wirbelt.

Leider viel zu schnell durch „Heard The News“ und „Not Supposed To“ ins Jetzt zurückgeholt, kehrt erst wieder mit „I Know It’s You“ eine angenehme Tönung ein. Gebaut auf vorzüglichen Drive, lassen Guards ihre Gitarren-Akkorde singen und leisten damit saubere Vorarbeit für „Coming True“. Hervorragend hallende Höhen wissen hier das zu Herz zu erweichen, sprudeln melodiös gen Himmel und erreichen dort den höchsten Punkt. Lyrisch bleibt Follin zwar darunter, weiß dies mit seiner Band jedoch durch hervorragende Arrangements zu übermalen.

Farblich beweisen Guards einen guten Geschmack, der sich in seinem auch teils zeitlosen Ausdruck zwischen melancholischer Sehnsucht und mal sonnigen Aussichten, mal dunkleren Einsichten wiederfindet. Lobpreis in „Your Man“, „Can’t Repair“ als verwunschener Tanz, so anschmiegsam wie „Home Free“ oder das fast offen bleibende Finale „1 & 1“. Den großen Gesten stehen einzelne Leuchtraketen gegenüber, womit man insgesamt sich selbst sowie eine vielversprechende melodiöse Mischung gefunden hat. Das Vertrauen ist da, die Westküste erreicht. Wohin es für die Band wirklich geht, muss sich noch zeigen.

VÖ: 26.04.2013
Partisan Records (Rough Trade)

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