Franz Ferdinand – Right Thoughts, Right Words, Right Action

Franz Ferdinand

Es ist ja nicht so, dass es Franz Ferdinand übermäßig eilig hätten. Die Co-Protagonisten des großen Post-Punk-Revivals vor zehn Jahren haben alle Zeit, wenn es um das Aufnehmen einer neuen Platte geht. Nachdem man sich während des Songwritings zu „Tonight: Franz Ferdinand“ unnötig über die Schulter blicken ließ, wollten es die Schotten um Alex Kapranos nun ein wenig ruhiger angehen lassen. Über viereinhalb Jahre sind seit dem letzten Longplayer vergangen, da kann man schon mal in Vergessenheit geraten. „Rights Thoughts, Right Words, Right Action“ macht jedoch, wie es der Titel so treffend auf den Punkt bringt, alles richtig.

24 Sekunden bis zum ersten Refrain des Albums – man sollte meinen, bei Franz Ferdinand wäre nach dieser langen Release-Pause so etwas wie Tiefenentspannung eingekehrt. Weit gefehlt: „Right Action“ kommt blitzschnell auf den Punkt, ignoriert die Düsternis der letzten Platte und reichert die Leichtfüßigkeit des Debüts mit Blechbläsern und einer 60s-Orgel an. Das gleichzeitig erschienene „Love Illumination“ fällt mindestens ebenso hitverdächtig aus, wenn auch über Umwege. Klar brennt sich der Refrain ein, die entstellte Fuzz-Gitarre und der schräge Post-Hippie-Keyboard-Part steuern jedoch energisch gegen jegliche Radio-Konvention. Es wird nicht das letzte Mal bleiben, denn die Schotten sind hörbar lange genug dabei, um das Offensichtliche ins stille Kämmerchen zu schicken.

Man nehme einen Track wie „Bullet“ als bestes Beispiel. Der leichtfüßige Aufbau ist hitverdächtig, der Blur-Einschlag deutlich, die gesteigerten Wiederholungen mit dezenter Ton-Variation eine ungefilterte Persiflage auf die Pop-Urzeit. Und doch brennt sich der Song ein – wie auch „Stand On The Horizon“, ein federleichter Popper mit Funk-Einschlag und käsigen 80s-Synthies. Zwischendurch frönen Franz Ferdinand ihrem Faible für die Spätphase der Beatles („Fresh Strawberries“), Post-Dub („Brief Encounters“) und düsterem, geheimnisvollen Indie Rock („Evil Eye“). Im abschließenden „Goodbye Lovers And Friends“ heißt es „Don’t play pop music / You know I hate pop music“ – von wegen „irony is a dead scene“.

Natürlich sind 35 Minuten Spielzeit verdammt wenig, gerade nach über vier Jahren Wartezeit zwischen zwei Alben, doch im Endeffekt macht „Right Thoughts, Rights Words, Right Action“ alles richtig. Freilich fehlt jener revolutionäre Recycling-Geist, der Franz Ferdinand vor zehn Jahren zu internationaler Berühmtheit verhalf, doch die Schotten haben es längst verstanden, den eigenen Tellerrand zu ignorieren und die Evolution ihres Sounds voranzutreiben. Offensichtliche Hits treffen auf semi-experimentelle Songs, bei denen man um die Ecke denken muss, die erst nach mehreren Durchläufen funktionieren. Diese Mischung aus Hymnen und Nachhaltigkeit macht das vierte Album des Quartetts zu einem kleinen, nach der langen Wartezeit nicht unbedingt zu erwartenden Meisterwerk. Wer damit nichts anfangen kann, der möge Schampus mit Lachsfisch trinken.

Franz Ferdinand - Right Thoughts, Right Words, Right Action

Right Thoughts, Right Words, Right Action
VÖ: 23.08.2013
Domino Records (Goodtogo)

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