Avicii – True

Avicii

Von 0 auf 100 ging es in Lichtgeschwindigkeit für den schwedischen DJ Tim Bergling, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Avicii, als er 2011 völlig überraschend mit seinem Floorfiller „Levels“ die weltweiten Dance- und Singlecharts stürmte. Schon zu dieser Zeit flehten die Fans förmlich nach einem Longplayer, doch sie mussten sich noch ein gutes Stück gedulden. Nachdem in diesem Sommer dann „Wake Me Up“ zusammen mit Aloe Blacc durch die Decke ging und Nr. 1-Platzierungen zuhauf einheimste, erhörte der 24-Jährige die Bitten. Mit „True“ steht nun ein mehr als würdiges Debütalbum in den Startlöchern, das jedoch mit weitaus mehr als wummernden Bässen aufwartet: ein für eingefleischte Anhänger möglicherweise leicht gewöhnungsbedürftiger Mix aus Country, Folk, Pop, Elektro und House.

Der erfolgreiche Titeltrack „Wake Me Up“ gibt gleich mal die Marschrichtung vor und setzt bekannterweise auf Gitarrenriffs und einen treibenden Rhythmus in der Bridge. Im Refrain bildet sich schließlich eine Symbiose aus Aviciis bewährten Dance-Sounds und den genannten neuen Elementen. Neben Blacc hat sich der Schwede weitere namhafte Unterstützung für die insgesamt zehn Titel seines Erstlingswerks geholt. So führt er seine Hörer zusammen mit Alison Krauss & Union Station-Sänger Dan Tyminski und dem Song „Hey Brother“in die Welt des Bluegrass, einer der ältesten US-amerikanischen Volksmusikrichtungen, ein.

Generell ist „True“ gespickt von Retro-Anleihen der 70er- und 80er-Jahre, so zum Beispiel bei der zweiten Single „You Make Me“ oder besonders beim schwungvollen „Shame On Me“. Für beide Songs steuerte Salem Al Fakir die Vocals bei, während bei letztgenanntem Track Gitarren-Legende Nile Rodgers die Saiten malträtiert. Stimmgewaltig präsentiert sich das von der jungen Singer/Songwriterin Audra Mae vorgetragene und mit knapp zweieinhalb Minuten recht kurze „Addicted To You“, deren Organ nicht nur vom Volumen her maßgeblich an Adele erinnert. Wer auf langen Hörgenuss aus ist, dem dürfte mit den acht- bzw. sechseinhalbminütigen Songs „Dear Boy“ (feat. Karen Marie Ørsted) und „Hope There’s Someone“ (feat. Linnea Henrikson) geholfen werden. Das von Streichern und Piano dominierte Instrumentalstück „Heart Upon My Sleeve“ liefert zudem einen würdigen Abschluss. Als absolutes Highlight stellt sich jedoch das energiegeladene „Lay Me Down“ heraus, das mit Rodgers als Gitarrist und dem talentierten „American Idol“-Gewinner Adam Lambert voll und ganz zu überzeugen weiß. Leicht angelehnt an den Magician-Remix von Lykke Lis „I Follow Rivers“, entwickelt der Titel eine mitreißende Eigendynamik und sollte als weitere Single-Veröffentlichung quasi gebucht sein.

Mit seinem ersten Album hat der gebürtige Stockholmer mit dem Babyface gleich mal ordentlich einen rausgehauen. Die selbst angekündigten Veränderungen hinsichtlich seines Musikstils sind entgegen vorhandener Fan-Bauchschmerzen definitiv aufgegangen und stehen vor allem für eins: moderne Dance- und Housemusik abseits immer gleicher Beats à la Guetta. Einziger Minuspunkt ist der mit zehn Titeln in der Standard Edition dann doch recht überschaubare Umfang; in der iTunes-Version sind mit „Long Road To Hell“ und „Edom“ immerhin noch zwei weitere zu erstehen. Abgesehen davon dürfte Avicii mit „True“ ein weiterer Meilenstein in seiner noch jungen Karriere gelingen. In den jährlich herausgegebenen Top 100 der weltweiten DJs von „DJ Mag“ belegt er übrigens noch Platz 3. Mal sehen, wie seine Position am Jahresende aussehen wird…

Avicii - True

True
VÖ: 13.09.2013
PM:AM Recordings (Universal Music)

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