Morcheeba – Head Up High

Morcheeba

Irgendwie sind sie alle wieder Zuhause. Sängerin Skye Edwards kehrte auf dem letzten Album „Blood Like Lemonade“ zurück zu Morcheeba, Ross Godfrey verließ sein kalifornisches Exil, wo er als Filmkomponist arbeitete, und Paul Godfrey arrangierte sich mit Depressionen und seiner Diabetes-Diagnose. Gemeinsam nahm man die neue Platte „Head Up High“ auf, die den Vorgänger ganz locker überflügelt, mit ein paar durchaus prominenten Gästen aufwarten kann und Morcheeba endgültig in der Neuzeit ankommen lässt.

Prominenteste Studiobesucher waren wohl Rizzle Kicks, die gemeinsam mit Skye auf „To Be“ singen und rappen. Das Ergebnis klingt überraschend verführerisch, geradezu leidenschaftlich, geht unter die Haut, würde aber mit seinem post-urbanen, leicht entrückten Flair kaum als Single funktionieren. Dafür gibt es ja den Opener „Gimme Your Love“, einen den besten Morcheeba-Tracks der letzten Jahre. Die Godfreys zelebrieren klassischen TripHop, natürlich etwas angepoppt. Edwards singt glockenhell über eine wabernde, hynpotisierende Bassline, findet schnell in den Refrain, der abgesehen von einem kleinen Sprung auf der Tonleiter keine großen Überraschungen oder Änderungen mit sich bringt. Und doch funktioniert die Mischung, was wohl an den lasziven Untertönen liegt.

Am besten sind Morcheeba dann, wenn sie sich auf die Vocals und gute Melodien konzentrieren. „To The Grace“ könnte netter kaum sein und ist ob seines hibbeligen Basslaufs doch schwer greifbar genug, um zu interessieren, um zu bewegen. „Face Of Danger“ mit Chali 2NA von Jurassic Park hat einen grandiosen Refrain, feinen SteelLap-Einsatz und einen kurzen, amtlich eingesetzten Rap-Part zu bieten – einfache Bausteine, maximale Wirkung. Daneben greift das Trio nur selten, beispielsweise im gar glatten „Do You Good“ oder dem unverständlich verhunzten „Release Me Now“.

Zwei Schönheitsfehler in einem ansonsten verdammt guten Album, doch das passt irgendwie ins Bild. Ein annähernd perfektes Album haben Morcheeba seit „Big Calm“ nicht hingekriegt, selbst der hochklassige Nachfolger „Fragments Of Freedom“ hatte den einen oder anderen Stinker zu bieten. Offensichtlich sind Morcheeba so – und wirklichen stören kann das auch nicht. Unterm Strich ist „Head Up High“ eine hypnotische, ungewohnt positive Platte geworden, die den Vorgänger locker überrollt und Depressionen nichtig machen kann.

Morcheeba - Head Up High

Head Up High
VÖ: 11.10.2013
[PIAS] Recordings (Rough Trade Distribution)

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