Messenger – Illusory Blues

Messenger

Bei Svart Records kann man momentan offensichtlich nichts falsch machen. Ob Post Punk (Beastmilk), Doom (Kuolemanlaakso), Blackened Kraut (Oranssi Pazuzu) oder geschwärzter Duo-Death-Rock (Mantar) – die Finnen werfen hochkarätige Releases en masse auf den Markt. Nun wird auch Prog Folk Rock durch die Briten Messenger beackert, eine Art Missing Link zwischen Pink Floyd, Ulver, Porcupine Tree und Opeth. Ihr Debütalbum „Illusory Blues“ zeigt sich der Natur verbunden und taucht doch in die ausufernd arrangierte Magie der 70er Jahre ein.

Die feine, akustische Gitarre und der magische, über den Dingen schwebende Folk sind Grundlage für fast alle Songs, bilden den roten Faden, wirken fragil und doch stets greifbar. Mit dem Einsetzen der süßlichen, verführerischen Vocals, nimmt der Opener „The Return“ Fahrt auf, ohne jedoch das minimalistische, charmante Korsett zu verlassen. Bevor ein wenig Strom und eine echte Dosis Rock für ein explosives, bombastisches Finale mit Led Zeppelin-Flair einsetzen, wagen sich die Briten an ein Flötensolo. Puristischer, ursprünglich könnte dieser Track kaum erstrahlen.

Von Direktheit halten Messenger herzlich wenig, sieht man vom vorab veröffentlichten „Somniloquist“ mit seinen dramatischen Violinentönen und dem vergleichsweise unfassbar lauten, explosiven 70s-Gitarrensolo zum Schluss ab. Bevor man zu diesem ‚Radiosong‘ gelangt, gilt es sich durch das knapp neun Minuten lange Herzstück „Midnight“ zu kämpfen – der Inbegriff dessen, was die Briten unter ‚Prog‘ verstehen bzw. zu verstehen geben. Was abermals folkig, beinahe sprung- und frühlingshaft beginnt, begibt sich im Mittelteil auf eine ausgedehnte Psychedelic-Abfahrt, tief in verklausulierte, stellenweise überraschend harte und rifflastige Gefilde abdriftend, für das große Finale von, in Kombination mit den Vocals, beinahe okkult wirkenden Folk-Elementen zum großen Höhepunkt entführt.

Aller Psychedelica, Soli und Stormgitarren zum Trotz, dominieren Akustik und Naturmagie das Geschehen auf „Illusory Blues“. Die herrlich abgehobene Grandezza des Minimalismus entfaltet sich in Songs wie „The Perpetual Glow Of A Setting Sun“ und „Dear Departure“, in denen Messenger mit Understatement, mit Ursprünglichkeit und dem konstanten Hinarbeiten auf den einen Moment, auf jene Explosion, die nur bedingt einsetzen will, zusteuern. Kniffe und Wendungen, Überraschungen und Bloßfüßigkeit lauern an allen Ecken und Enden. Die Briten empfangen das Frühjahr mit offenen Armen und tragen das Kaminfeuer in den Garten hinaus – ein erhabenes, wenngleich schwer zu verdauuendes Erlebnis.

Messenger - Illusory Blues

Illusory Blues
VÖ: 28.03.2014
Svart Records (Cargo Records)

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