xBOMB FACTORY – No

xBOMB FACTORY

Kollateralschäden in der britischen Provinz, oder: Diese Band kann nur aus Warboys kommen. Warboys, das ist eine kleine Ortschaft in der Grafschaft Cambridge, bestenfalls für ihren eigenwilligen Namen sowie die Städtefreundschaft mit dem Kreis Viersen bekannt. Aus eben jener Gemeinde kommen xBOMB FACTORY (schon wieder solch ein martialischer Name), die die Schäden der Post Punk-Revivalwelle vor einem Jahrzehnt nun endlich aufräumen und das Genre zu seinem Ursprung zurückführen. Soll im Fall von „No“ heißen: The Fall statt Franz Ferdinand, Crass statt Maximo Park und doch ein wenig Gang Of Four-Ursuppe.

Die sehr charakteristischen Vocals von Ranting Jack – ein gut gewählter Künstlername – erinnern ein wenig an Eddie Argos (Art Brut), die Musik hingegen könnte scharfkantiger und aufwühlender kaum ausfallen. „My Name Is Gulliver“ eröffnet den Zwölf-Tracker mit hibbeligen, dissonanten Gitarren und verfahrenen Strophen, die ohne falsche Abzweigungen unweigerlich auf einen Anti-Refrain mit Uptempo-Drums und dem gestammelten Songtitel zusteuern – eine Strategie, die auch das folgende „Tapes“ (mit minimal gewandelter Gitarrenmelodie, wohl aber deutlich ausladenderer Arrangierung) wählt.

Überwiegend kurze Songs knapp über- oder unterhalb der Zwei-Minuten-Marke halten das Tempo hoch, tragen markante Titel wie „Plastic Bag Flag“ und „We Spend The Money We Make“ – man weiß bereits vor der ersten Note, was man bekommt. Dass letzterer Song gar melodische Ansätze erkennen lässt, überrascht positiv. Austoben wollen sich xBOMB FACTORY nur selten. „God Loves Us And He Hates You“ spuckt viereinhalb Minuten lange Gift und Galle zwischen Sloganisierung, markigen Parolen und gen Himmel gereckten Fäusten. Wenn Ranting Jack in den Quasi-Breakdowns über semi-klare, isolierte Gitarren spricht, erzeugt das so etwas wie Gänsehaut. Das an Gang Of Four angelehnte „Idiot Box“ mit seinen weitläufigen, melancholischen Gitarren entwickelt sich zu einem ähnlich gelagerten Höhepunkt.

„No“, das steht nicht nur als Albumtitel für Verweigerung. xBOMB FACTORY packen ein hektisches, schwer verdauliches Album aus, das der Post Punk-Ursuppe verdammt nahe steht (die Dead Kennedys-Abfahrt „Small Things Matter“ sei als seltene Ausnahme erwähnt) und mit vergleichsweise simplen Mitteln maximalen Effekt erzielt. Das Quintett aus Warboys spuckt, tritt, teilt Schläge aus und zerlegt seine Instrumente scheinbar in jedem Song neu. Darauf ein (Molko-freies) Placebo.

xBOMB FACTORY - No

No
VÖ: 02.05.2014
Noisolution (Indigo)

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