Nausica – The Molecules Fall Closer

Nausica

Vier Musiker, drei Länder, eine Vielzahl an Genres: Nausica trafen sich an der Musikhochschule im Arnheim (neben den Niederlanden kommt man ebenso aus Deutschland und Polen) und brachten verschiedenste Einflüsse sowie unterschiedlische geographische Bedingungen in einen gigantischen Melting Pot ein. Die letztjährige, eponyme EP gab sich bereits verheißungsvoll, nun explodiert jedoch der eklektische, experimentelle Stil des Quartetts mit seiner Basis irgendwo im weiten Indie Pop/Rock-Feld. „The Molecules Fall Closer“ lässt sich so schnell in keine Schublade stecken.

Die wirbelnden Drums zu Beginn von „Jane Doe“ führen auf eine falsche Fährte. Eine gewisse Hektik behalten sich Nausica zwar bei, doch statt lauten, verzerrten Gitarren, übernehmen synthetisch scharrende Effekte und Edita Karkoschkas Stimme das Kommando. Nicht zum letzten Mal erinnert das Quartett an Portishead, wenn auch etwas organischer und hibbeliger angelegt. Math-Elemente in der Middle-8, bratende Gitarren zwischendurch und eine kräftige Dosis Radiohead – das kann ja heiter werden. „Marie“ setzt hingegen auf Entschleunigung und ätherische, versöhnliche Klänge. Gesang und instrumentaler Minimalismus – abgesehen vom post-rockigen Ausbruch kurz vor Schluss – entführen in Traumwelten.

„Black Jacket“ arbeitet mit experimenteller Britpop-Verträglichkeit, kühl distanziert wirkender Rhythmusabteilung und einer wirr über das Arrangement flirrenden Gitarre – abermals von Karkoschka zusammengehalten. Diese schwer greifbare, scheinbar desorientierte Mischung funktioniert prächtig und geht auf. Beim einzigen ‚klassischen‘ Popsong der EP, „Soldiers“, zeigen Nausica kleinere Schwächen. Die intensive Dichte der übrigen Tracks fehlt hier, das Lied schwebt sympathisch, wohl aber nicht so spannend wie der Rest herum. Auch im abschließenden „World Wide“ kriegt das Quartett erst spät die Kurve mit einem psychedelischen, verträumten Abgang, der das ebenfalls konventionelle Geschehen relativiert.

Wo Nausica hinwollen, erschließt sich auch nach mehreren Durchläufen nicht, doch gerade in dieser (scheinbaren) Desorientierung liegt der Reiz von „The Molecules Fall Closer“. Beschreitet das Quartett verhältnismäßig schlichte, geradlinige Pfade, wird es geradezu gewöhnlich, nett, unscheinbar. Es sind die ersten drei Songs mit schwer greifbarer Arrangierung, unorthodoxem Aufbau, Edita Karkoschkas einnehmender Präsenz und dem Ausloten verschiedenster musikalischer Schulen, die Lust auf ein komplettes Album machen. Selbiges soll 2015 erscheinen, zuvor machen Nausica Ende Mai einen kleinen Abstecher nach Deutschland mit Auftritten in Bayreuth, Jena, Chemnitz und Weimar.

Nausica - The Molecules Fall Closer

The Molecules Fall Closer
VÖ: 12.05.2014 (DL-Single)
Eigenvertrieb

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