Sivert Høyem – Endless Love

Sivert Høyem

Erneut wird die Karriere Sivert Høyems durch einen Todesfall erschüttert. Vor sechs Jahren setzen das Ableben seines Bandkollegen Robert Burås einen Schlusspunkt hinter Madrugada, nun ist es der langjährige Manager und Freund Per Eirik Johansen, den der Norweger während der Fertigstellung seines neuen Soloalbums verlor. Der Trauerfall hatte zwar keine direkte musikalische Auswirkung auf „Endless Love“, das Album wurde dafür ihm gewidmet. Es ist Høyems bislang bunteste Soloplatte, sofern man verschiedene Schwarz-Schattierungen als ‚bunt‘ bezeichnen möchte.

Vergleiche mit Nick Cave wird dieses Album weiter fördern, speziell Tracks wie der Opener „Endless Love“ mit seiner düsteren Romantik und dem bluesigen Grundtenor. Unterstützt von einem loop-artigen Drumpattern und im Songverlauf härter werdenden Gitarren, spuckt und knurrt Høyem seine Verse geradezu, nimmt die finstere Präsenz seiner Madrugada-Jahre auf und schnitzt daraus einen pulsierenden, unterkühlten, leidenschaftlichen Vierminüter, dessen kleiner, hektischer Bruder „Wat Tyler“ die Schlagzahl drastisch erhöht, sich seine Nachdenklichkeit wohl aber behält – Rockabilly-Untertöne und verstohlener Punk-Charme hin oder her.

Je düsterer und schwerer die Tracks ausfallen, desto stärker ist Høyem. Gerade der bedrohliche Aufbau von „Görlitzer Park“ mit seinen stampfenden Drums, der schüchternen Melodie und den beschwörenden Vocals schnürt den Brustkorb zu, lässt Schnappatmung auftreten und erinnert an so machen Depeche Mode-Moment der späten 90er Jahre. Der Norweger hat aber viel mehr auf „Endless Love“ zu bieten. „Handsome Savior“ wird zum rauschenden Cave-Fest der deutlich hoffnungsvolleren Art mit mächtigen Backings im Refrain und melodischem Retro-Glanz. „Free As A Bird / Chained To The Sky“ und „Ride On Sisters“ hingegen setzt auf akustische Singer/Songwriter-Ästhetik – nicht die stärkste Seite des ehemaligen Madrugada-Sängers, wohl aber ansprechende Abwechslung bietend.

Sivert Høyem hebt auf „Endless Love“ endgültig ab. Der Norweger fühlt sich in den düsteren, schwerfälligen Tracks zwischen Blues und Moll deutlich wohler, weiß aber ebenso mit einer Akustik-Gitarre umzugehen. Das Ergebnis: zehn beseelte, abwechslungsreiche, unheimlich intelligente Tracks für das bislang stärkste Soloalbum des 38jährigen. In Norwegen ging die Platte bereits an die Spitze der Charts, hierzulande wäre ein Einstieg in die Top 100 – leider – bereits eine kleine Überraschung. „There is trouble, trouble ahead“, indeed.

Sivert Høyem - Endless Love

Endless Love
VÖ: 30.05.2014
Hektor Grammofon (Rough Trade Distribution)

Sivert Høyem @ Home | @ Facebook
„Endless Love“ @ Amazon kaufen