Super Duper Alice Cooper

Alice Cooper

1964 wollte der 16jährige Schüler und Läufer Vincent Furnier am Talentwettbewerb seiner Schule teilnehmen. Gemeinsam mit Teamkollegen gründete er The Earwigs, aus denen The Spiders und schließlich Alice Cooper werden sollten. Der Bandname sollte später zu Furniers bürgerlichem Namen werden, er verkörperte die Kunstfigur beinahe zwei Jahrzehnte lang Tag und Nacht mit allen Highlights und Abgründen. „Super Duper Alice Cooper“ wagt einen Blick zurück auf die ersten beiden Jahrzehnte Furniers und Coopers in einer ganz eigenen Dokumentationsform, die man so wohl noch nie gesehen hat.

Produziert wurde die „Doku-Oper“ von Banger Films, die unter anderem für „Flight 666“ von Iron Maiden und „Beyond The Lighted Stage“ von Rush, aber auch für „Metal – A Headbanger’s Journey“ und die Metal-Dokureihe „Metal Evolution“ verantwortlich sind. Im Gegensatz zur überwiegenden Genre-Mehrheit wird ausschließlich auf Archivmaterial, Collagen-artige Bildsequenzen und Szenen aus lizenzfreien Filmen gesetzt, vor allem aus „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ aus dem Jahr 1920, das als Leitfaden für „Super Duper Alice Cooper“ dient. Anhand der Verwandlung John Barrymores im Film wird gezeigt, wie die Kunstfigur Vincent Furnier zum Rockstar wird, bevor er zur alleinigen Kunstfigur Alice Cooper mutiert, Alkohol und Drogen verfällt, der Privatmensch von der Bildfläche zu verschwinden droht.

Die Aufmachung dieses Films wirkt befremdlich, zumal zu den extra für die Doku aufgenommenen Interviews mit Cooper, Mitstreitern (Dennis Dunaway und Neal Smith, Teil der Alice Cooper Band, Ehefrau Sheryl und Manager Shep Gordon) und Zeitzeugen (Bernie Taupin, John Lydon, Dee Snider, Elton John, Iggy Pop, Warren Kramer) ebenfalls nur Bildcollagen und Archivmaterial zu sehen ist. In anderen Worten: Abgesehen von wenigen Bildern am Ende des Films bekommt man keinen Blick auf die Protagonisten im Hier und Jetzt. Der Hintergrund dieser speziellen Kunstform wird in den ersten Minuten erklärt durch Furniers und Dunaways Liebe für Kunst, im Speziellen für den Surrealismus und Salvador Dalí.

Zu behaupten, „Super Duper Alice Cooper“ wäre eine gewöhnungsbedürftige Angelegenheit, ist stark untertrieben, doch gerade in dieser Darstellungsform liegt der Reiz der oft erzählten Geschichte Coopers. Man sieht die Entwicklung eines schüchternen Jünglings, der den Beatles-Hype für die eingangs erwähnte Talentshow nützt, in Los Angeles bei Frank Zappa aufnimmt und von der Hippie-Szene verachtet wird, bevor er in seinem Geburtsort Detroit eine neue, alte Heimat findet. Man tritt auf und hört von Haus- und Hofproduzent Bob Ezrin, der, fasziniert von der Theatralik der Alice Cooper Band, Hits für das Quintett am laufenden Band schreibt. Die Outcasts laufen mit „Eighteen“ und „School’s Out“ plötzlich im Radio.

In weiterer Folge konzentriert sich alles auf den Frontmann der Band, während alles andere rundherum zerbricht. Furnier nimmt den Namen Alice Cooper an, etabliert sich als Solokünstler und gibt sich endgültig dem Alkohol hin. Nach dem Entzug setzt ihm seine neu entdeckte ‚Leidenschaft‘ für Kokain zu, an der seine Ehe beinahe scheitert. Und doch kehrt Cooper zurück, ist seit seinem zweiten Entzug vor über 30 Jahren clean und sieht, wie die von ihm beeinflusste Glam-Metal-Welle die MTV-Generation begeistert. 1986, 18 Jahre nach der ‚Erfindung‘ von Alice Cooper, gibt er an Halloween ein umjubeltes Comeback. Cooper ist nun „eighteen and he likes it“.

Die größte Hürde dieses Films ist die bereits erwähnte Stilistik, dieses surrealistische, gänzlich unorthodoxe Auftreten, und doch könnte die „Doku-Oper“ kaum typischer für Alice Cooper sein. „Super Duper Alice Cooper“ beleucht Aufstieg, Fall und Comeback einer Kunstfigur, vor der Generationen an Eltern kapitulierten, die als Mr. Hyde den Furnier’schen Jekyll auszulöschen drohte. Heute ist Cooper trocken, mehr als nur ein Überlebender, eine Ikone und ein Hall of Famer, der aktuell an einem neuen Album arbeitet, sein 27tes. Das ist wahrhaft ’super duper‘, Alice Cooper.

Super Duper Alice Cooper

Super Duper Alice Cooper
VÖ: 23.05.2014
Eagle Vision (Edel Music Germany)

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