The Acid – Liminal

The Acid

Generischer Name, spannendes Zusammentreffen: The Acid mag nicht unbedingt originell oder kreativ klingen, die Idee sowie die Musiker dahinter lassen dafür auf Großes hoffen. Im Dreiländereck treffen sich der britische Produzent Adam Freeland, einst für einen Sarah Vaughan-Remix sogar für einen Grammy nominiert, der kalifornische Musiktechnologie-Professor Steve Nalepa sowie der australische Sänger Ry X. Unter „Liminal“ vereint das Trio einen berauschenden musikalischen Mix, der auf weitestgehend minimalistischen Electro-Klängen, Indie-Experimentalismus und einer Prise Soul beruht.

Die folgenden 50+ Minuten als ‚gewöhnungsbedürftig‘ zu bezeichnen, wäre zu einfach und würde dem breitgefächerten musikalischen Auftreten des multinationalen Trios nicht gerecht werden. An vorderster Front, vermeintlich, ist Ry X, dessen weicher, leicht souliger Gesang selbst abstruse Beeps’n’Bleeps zusammenhält. Da wäre zum Beispiel „Fame“, ein sechs Minuten langes Stück Musik mit repetitiver, dezent nerviger Synthi, dürftig von weiteren Melodien und einer verzerrten Gitarre angereichert. Der Gesang darüber: entspannt, vergleichsweise arm an Highlights, leicht anonym, in den mehrstimmigen Momenten an einen Hybrid aus Stateless und M83 erinnernd.

Euphorisch liest sich das nicht gerade, sollte auch nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen, und doch funktioniert dieser beiläufige Minimalismus, dieser im Vorbeigehen aus dem Ärmel geschütteter Soul, weil die obskuren Einzelteile letztlich miteinander harmonieren – die Geschichte dieser Platte. So entdeckt man „Veda“ mit seinen Electro-Pop-Schemata verträumte Avantgarde und Afterhour-Schlaflosigkeit. „Clean“ wird von Trance-Anteilen zersetzt, bleibt dennoch entspannt, beinahe jazzig, während „Tumbling Lights“ mit seinem schroffen Sequencing Dinosaurier auferstehen lässt.

Auf Albumlänge gesehen, passiert auf „Liminal“ herzlich wenig und doch so viel. Der schroff rockende Mittelteil von „Basic Instinct“, die treibende Portishead-Hommage „Creeper“, die gespenstische Electro-Ballade „Feed“ – sie alle sind letztlich irgendwo ‚da‘ und doch nicht. The Acid erzeugen Musik, die losgelöst von Zeit und Raum zu schweben scheint, keine Anhaltspunkte kennt und dabei den Minimalismus des Klanges zu erkunden versucht. Es ist eine beschwerliche und doch befreiende Form der Losgelöstheit, auf die sich Feeland, Nalepa und Ry X eingelassen haben – eine semi-avantgardistische Doktorarbeit, die alles andere als leicht zu hören ist, gerade ob ihres obskuren Flow aber angetestet werden will.

The Acid - Liminal

Liminal
VÖ: 04.07.2014
Infectious / [PIAS] Coop (Rough Trade Distribution)

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