Beatsteaks – Beatsteaks

Beatsteaks

Der Anfang wäre beinahe zum Ende geworden: Nach einem Produktionstreffen zum DVD-Projekt „Muffensausen“ stürzte Schlagzeuger Thomas Götz über eine Wendeltreppe und brach sich den Schädel. Die Rhythmusmaschine der Beatsteaks hat sich nach langer Reha-Phase mittlerweile komplett erholt und verprügelt die Schießbude mit gewohnter Vehemenz. Für die Band wurde dieser Unfall zum Weckruf: Nach den schier endlosen Arbeiten an „Boombox“ wurde das siebte, schlicht „Beatsteaks“ betitelte Album in aller Kürze eingespielt. Elf Songs in zehn Tagen – ein spontanes Statement der ungemein populären Berliner Rocker.

Ein knackiges ‚good morning‘ eröffnet das zackige „A Real Paradise“ und somit auch das neue Album. In kompakten zwei Minuten flirren die Gitarren über einen leicht verschachtelten Drumbeat mit 80s-Alternative-Rock-Attitüde und Produktionswucht. Direkt hinterher: „DNA“, erster Teaser der Platte, obligatorischer Fast-Tracker mit bissigen Punk-Spitzen, mehrstimmig ausgekotztem Chorus und Hardcore-Überresten, quasi der melodische kleine Bruder von „Loyal To None“. Dieses flotte Auftreten rückt in weiterer Folge vermehrt in den Hintergrund. „Wicked Witch“, eine Art Oliveri-Hackbrett mit Post Punk-Unterbau, sowie das mit unterschwelligem Desert-Rock-Drive ausgestattete „Up On The Roof“ erhöhen zwischenzeitlich die Schlagzahl.

Letztlich ist das siebte Beatsteaks-Album vor allem eine Sommerplatte. Die Single „Gentleman Of The Year“ ist ein entspannter, unwahrscheinlich charmanter Hüpfer mit Pop-Appeal, geschickt gewählt, ungemein radiotauglich und doch mit gewissen Ecken und Kanten ausgestattet. Noch größer: „Make A Wish“, ein weiterer Eintrag in die bereits erkleckliche Greatest Hits-Liste der Berliner. Selten konnte das Quintett, Cure-Gitarre hin oder her, sein ungemein ausgeprägtes Händchen für Melodien derart gut auf einen Track kondensieren.

Dennoch, die äußerst ruhige zweite Albumhälfte kann sich ein wenig ziehen, gerade weil beispielsweise ein „Pass The Message“ oder „Everything Went Black“ – Walter Schreifels hin oder her – sicherlich nicht schlecht sind, wohl aber gen Gleichförmigkeit steuern. Der melodische, energiegeladende Rausschmeißer „I Never Was“ mit autobiographischen Querverweisen aus Arnim Teutoburg-Weiß‘ Jugend macht Laune als bockiges, kompaktes Statement. Kurz noch ein ‚good night‘ hinterhergeschoben, schon ist Schicht im Schacht.

Kompakt, bissig, stellenweise vielleicht zu entspannt: Wer ein neues „Smack Smash“ oder „Living Targets“ erwartet, wird von der eponymen Platte enttäuscht. So spontan das Album auch entstanden ist, so entspannt lehnt es sich zurück und macht es sich gemütlich. Man darf sich beschweren, das aber auf gewohnt hohem Niveau, denn auch wenn nicht jeder Track zündet, der eine oder andere Rotzer fehlt: „Beatsteaks“ ist eine durch die Bank unterhaltsame, souveräne und doch spannende Platte, weil sich die Berliner einerseits ihres Sounds bewusst sind und dessen Möglichkeiten geschickt ausreizen, dafür aber Genügsamkeit durch charmanten, kompakten Esprit ersetzen.

Beatsteaks - Beatsteaks

Beatsteaks
VÖ: 01.08.2014
Warner Music

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