JJ – V

JJ

Es muss etwas im Wasser sein – oder in der Luft. Egal, was es ist: Kaum eine andere Nation versteht sich derart präzise auf luftigen Pop jedweder Couleur wie Schweden. JJ, das Duo um Elin Kastlander und Joakim Benon, debütierte 2009 mit einer Mischung aus Indie Pop und HipHop, legte letztere Einflüsse im Laufe der Jahre aber nach und nach ab. Heute sind davon bestenfalls noch Reste zu erkennen, dafür ist die klare Schönheit ihrer Musik geblieben. Ihr drittes Album trägt den etwas kuriosen Titel „V“ und zelebriert die Kraft der Pausen.

Gute, offene Ohren sind für diese Platte essentiell, denn selbst in den vermeintlich ruhigen Momenten passiert unglaublich viel. „Fågelsången“ ist das beste Beispiel dafür: Rund um vertrackte, an einen Hybrid aus Björk und die poppigen Sigur Rós erinnernde Beats schwebt Kastlanders weiche, ungeschliffene Stimme, füllt den Easy-Living-Cocktail mit dichten Überlegungen. Zwischendurch setzen JJ kleine Pausen, in denen man die Instrumentierung bestenfalls mit Kopfhörern wahrnimmt – eine eigenwillige Strategie, die zumindest genaues Hinhören provoziert.

Zu den Prunkstücken dieses Albums zählt die erste Single „All White Everything“. In den Strophen wird abermals auf die Leisetreter-Strategie gesetzt – ein behutsam aufgebautes, hochgradig intelligentes Muster, das von dezenter Rhythmik und einer Synthi-Pluralität erst im Chorus gebrochen wird, kleinere Abwandlungen erfährt. Diese Strategie ist erfolgsversprechend, kann aber auch im Umgekehrten eingesetzt werden – siehe und höre das laute, schroffe „Dynasti“. Uncharakteristisch hingegen: „All Ways, Always“, der von einer einsamen E-Gitarre getragene Rausschmeißer mit einem Hauch Bryan Adams.

Dass sich JJ von ihren HipHop-Einflüssen weitestgehend verabschiedet haben, ist kein Fehler. „Hold Me“ lässt Erinnerungen daran wach werden mit Samples, Verfremdungseffekten und schwülstiger Bassline. Es ist ein kurzes Intermezzo, die Einleitung für einen der ruhigsten Momente dieser Platte, ein schmerzhaft unangenehmer Einfall. In den balladesken Momenten schwächelt „V“ ein wenig, aber das sind letztlicht nur Peanuts einer interessanten, wenn auch keineswegs einfachen Platte. Das dritte JJ-Album wandelt sicherlich auf den richtigen Pfaden, das Ignorieren jeglicher HipHop-Einflüsse wäre für die Zukunft jedoch eine mehr als lohnenswerte Idee.

JJ - V

V
VÖ: 15.08.2014
Secretly Canadian (Cargo Records)

JJ @ Home | @ Facebook
„V“ @ Amazon kaufen