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Klangkarussell

Es ist schon ein wenig schräg, was die beiden Österreicher Adrian Held und Tobias Rieser a.k.a. Klangkarussell gleich zu Beginn ihrer Karriere geschafft haben. Als ihr „Sonnentanz“ 2012 – oh ja, es ist schon zwei Jahre her – zum Sommerhit avancierte und bis zum Jahreswechsel in den Top 10 der deutschen Charts verweilte, bot sich eine einmalige Gelegenheit: den Tanz noch eine weitere Saison zu tanzen. Mit Will Heards Vocals erlebte „Sonnentanz (Sun Don’t Shine)“ tatsächlich einen zweiten Sommer und wird erst jetzt – pünktlich zum Release des Debütalbums „Netzwerk“ – durch die zweite Single abgelöst.

Nach dem Erfolg der ersten Single ist es wenig verwunderlich, dass Klangkarussell auch bei dem Nachfolger „Netzwerk (Falls Like Rain)“ in genau die Kerbe schlagen, die sie mit „Sonnentanz“ und dessen Vocal Mix hinterlassen haben. Einige Unterschiede gibt es dennoch. So wabern die elektronischen Elemente wesentlich dominanter durch die knappen vier Minuten. Zudem wird ein größerer Fokus auf den Gesang von Tom Crane gelegt. Dieser ist zwar vielleicht nicht gerade der begnadetste Sänger, seine markante Stimme schmeichelt dem Song jedoch. Noch überzeugender ist jedoch „Symmetry“, die zweite Kooperation des Produzenten-Duos mit Crane. Die Nummer wirkt eine Spur melodiöser und gefällt vor allem durch den eingängigen Gesang in der ersten Strophe und in den Refrains sowie der relativen musikalischen Ferne zur Debüt-Single.

Dass es auch ganz ohne Vocals geht, beweisen Held und Rieser bereits im Opener „Eistee aus der Dose“, der zwar angenehm anzuhören ist, bis auf den ausgefallenen Titel jedoch wenig Spannung bietet. Wesentlich gelungener ist da schon die Ode an die deutsche Hauptstadt „Berlin“. Dumpfe Beats und spannende Synthies machen aus dem Sechsminüter eine lockere Nummer, die durch das Einsetzen einer gesummten Melodie ein wenig an Fahrt aufnimmt, dann aber doch ziemlich plötzlich und unerwartet ruhig endet.

Die Perle des Albums haben sich Klangkarussell für den Schluss aufgehoben. „Moments“, der zweite Track, dem Will Heard seine Stimme leihen darf, überzeugt nicht nur, aber vor allem durch seinen Gesangspart. Auch anderweitig hebt sich „Moments“ vom Rest des Albums ab. So gibt sich die Nummer relativ lange relativ kantig. Heard und die dominante Bassline geben zu Beginn des Songs eine eingängige Kombination ab. Aber auch im Sonnentanz-erprobten und daher fast schon typischen Klangkarussell-Geklimper in der zweiten Strophe beeindruckt Will Heard mit seiner Interpretation des Songs.

Wer sich vom Debütalbum der beiden Produzenten um Klangkarussell eine musikalische Explosion erhofft hat, dessen Erwartungen werden mit Sicherheit nicht erfüllt. Solche Verheißungen machten aber auch keine der beiden Vorab-Singles. „Netzwerk“ bietet entspannten Chill-House, mal verträumter mit einer Prise Ambient, mal etwas düsterer mit Vocoder-Vocals. Klangkarussell bedienen genau das Genre, zu dem „Sonnentanz“ der breiten Öffentlichkeit die Tür geöffnet hat. Platz 8 in den deutschen Album-Charts gibt ihnen Recht.

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VÖ: 25.07.2014
Vertigo Berlin (Universal Music)

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