Element Of Crime – Lieblingsfarben und Tiere

Element Of Crime

Das Warten hat ein Ende: Nach fünf Jahren Pausen gibt es endlich ein neues Lebenszeichen von Element Of Crime. Nachdem Bandkopf Sven Regener in der Zwischenzeit nicht untätig war, seinen „Herr Lehmann“-Zyklus überzeugend fortsetzte und auch noch an einem weniger gelungenen Filmprojekt namens „Hai-Alarm am Müggelsee“ mitwirkte, legt er seinen Schaffensschwerpunkt wenige Monate vor dem 30-jährigen Band-Jubiläum wieder auf die Musik. Angesichts der langen musikalischen Pause und des großen Erfolgs der letzten Veröffentlichung „Immer da wo du bist bin ich nie“ (immerhin Platz 2 der deutschen Albumcharts und mit zwei Goldenen Schallplatten ausgezeichnet) fallen die musikalischen Erwartungen an die neue Scheibe „Lieblingsfarben und Tiere“ natürlich nicht gerade klein aus. Doch Element Of Crime wären nicht Element Of Crime, würden sie die Hoffnungen ihrer Fans nicht irgendwie erfüllen und gleichzeitig doch noch für die eine oder andere Überraschung sorgen.

So beginnt das Album ganz klassisch mit der entspannten Midtempo-Nummer „Am Morgen danach“. Die Texte lakonisch bis melancholisch, die Musik beschwingt bis rumpelnd und beides auf gehobenem Niveau – ganz so, wie man es von den vier Berlinern (Violinist Christian Komorowski fungiert seit 2010 nur noch als Gastmusiker) eben gewohnt ist. Und doch weiß der Song mit seinem beinahe Walzer-artigen Rhythmus und den gelegentlichen äußerst gelassen eingespielten Mundharmonika- und Bläser-Einsätzen auch zu überraschen. Der Titelsong „Lieblingsfarben und Tiere“ beweist im Anschluss, dass Element Of Crime ihren lyrischen Biss nicht verloren haben – mit einem riesigen Augenzwinkern präsentiert die Band hier ihre ganz eigene Mischung aus romantisierter Gleichgültigkeit und Aussteiger-Ballade.

Spätestens bei Textpassagen wie „Die Treppe zum Keller, die du hinunterfielst, schade, dass ich das nicht war“ in der Stalker-Hymne „Schade dass ich das nicht war“ wird offensichtlich, dass Element Of Crime keinesfalls alt geworden sind, sondern noch immer diese besonderen lyrischen Witz verströmen, für den die Band spätestens seit ihrem ersten deutschsprachigen Album „Damals hinterm Mond“ so geliebt wird. Weitere Höhepunkte finden sich auf dem Album in Form des Liebesliedes „Rette mich (vor mir selber)“, das Element Of Crime-typisch natürlich alles andere als kitschig daherkommt, des vor Wortwitz nur so sprühenden „Immer so weiter“ und des lyrisch düsteren, musikalisch dafür umso beschwingteren Meisterwerks „Dunkle Wolke“.

Zu kritisieren gibt es indes wenig. „Schwert, Schild und Fahrrad“ kann weder musikalisch noch textlich so richtig überzeugen, da ist man von der Band einfach Besseres gewohnt. Zudem wäre ein höherer Anteil flotterer Songs wünschenswert gewesen, denn auf der etwas zu ruhig gehaltenen Scheibe kommt zumindest auf instrumentaler Ebene hier und da etwas Eintönigkeit auf. Davon abgesehen haben Element Of Crime aber auch dieses Mal ein absolut überzeugendes Album jenseits aller musikalischen neuzeitlichen Trends abgeliefert. Insbesondere auf lyrischer Ebene hat die Band ihrer ab sofort zwölf Studioalben umfassenden Diskographie eine weitere strahlende Perle angefügt. Wer die neuen Songs auf ihre Live-Qualitäten prüfen möchte, kann das auf der am 20.02.2015 in Erlangen beginnenden Deutschlandtour tun.

Element Of Crime - Lieblingsfarben und Tiere

Lieblingsfarben und Tiere
VÖ: 26.09.2014
Vertigo Berlin (Universal Music)

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