Spidergawd – II

Spidergawd

Kaum angekommen, sind Spidergawd erneut am Start, und das als ausgewiesene Urgewalt. Das eponyme Debütalbum zeigte vergangenes Frühjahr, dass es sich hier um viel mehr als ein bloßes Motorpsycho-Nebenprojekt handelt. Für ein wenig Evolution ist auf „II“ nun gesorgt. Ein ellenlanger Jam fehlt, Überlänge gibt es kaum. Stattdessen setzen die Norweger vermehrt auf feinsten Classic Rock mit Blues-Einschlag, vergessen dabei aber zu keiner Zeit auf die obligatorische Prog-Note. Erhältlich ist auch diese Platte nur auf Vinyl mit beigelegter CD.

Klar, ein gewisser Schockeffekt ist schon dabei, auch wenn die Evolution nur schrittweise stattfindet. „…Is All She Says“ rollt mit einer gewaltigen Druckwelle los, die erst nach eineinhalb Minuten Folk-Einleitung zündet. Lauter, immer lauter wird die Gitarre, stimmt ein klassisches Arschtreter-Riff an und manövriert sich schließlich durch vier weitere pulsierende Minuten zwischen kaskadenartigen Melodien, herrlich dissonanten Soli und süffigen Stoner-Untertönen, ohne dabei auch nur ansatzweise ernsthaft gen Wüsten-Mucke abzudriften. „Tourniquet“ bevorzugt hingegen den direkten Weg, reist gute 200 Sekunden durch die 60s und 70s, natürlich abermals von einem bärbeißig auftretenden Per Borten getragen, der Sideburns zur Vibration bringt.

In dieser Gangart geht es weiter mit Hit über Hit. „Made From Sin“ bietet mit seinem Jam-Mittelteil einen sympathischen Anknüpfungspunkt an das Debütalbum, gibt sich rundherum dennoch der einträchtigen Eingängigkeit hin. „Our Time (Slight Return)“ dreht ordentlich auf, lässt zwischendurch beinahe metallische Grooves nebst verschwitzter Kost zu und passt damit perfekt zum gemächlich aufbrandenden, umso intensiveren „Crossroads“, das den guten alten Blues gepachtet hat. Zur Quasi-Krönung verbindet „Get Physical“ die beiden Monster mit dreieinhalb Minuten Riffrock, Saxophon und Sex-Appeal (möglicherweise auch Sax-Appeal).

Letztlich ist „II“ mindestens so großartig wie sein Vorgänger und doch irgendwie ganz anders. Auf ihrem zweiten Album gehen Spidergawd, sofern man dieses böse Wort überhaupt verwenden darf, ’songdienlicher‘ zu Werke, kommen gekonnt auf den Punkt mit einer Fülle an pumpenden, leidenschaftlichen Riffs und gewohnt großartiger Arrangierung. Natürlich, ja, natürlich sind diese Ideen von den Rockgrößen der 60er und speziell der 70er bestens bekannt, natürlich meint man gewisse Melodien und Tonfolgen bereits gehört zu haben – wumpe. Mit dieser beseelten, feurigen und auf den Punkt gezockten Platte legen die Norweger die Rock-Messlatte für 2015 richtig hoch.

Spidergawd - II

II
VÖ: 16.01.2015
Crispin Glover Records / Stickman Records (Soulfood Music)

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