Jenny Wilson – Demand The Impossible!

Jenny Wilson

Vor ein paar Jahren erhielt die schwedische Pop-Künstlerin Jenny Wilson die Diagnose Brustkrebs. Anstatt sich zurückziehen und in Selbstmitleid zu ertrinken, wurde die zweifache Mutter von Produktivitätsvirus erfasst. Innerhalb von drei Jahren schrieb Wilson zwei Soundtracks, drehte einen Kurzfilm und nahm ein Doppelalbum auf. Für ihr neuestes Werk, „Demand The Impossible!“, erklärt sie den Individualismus zu einem der höchsten Güter dieser Zeit und wagt sich an experimentell-philosophische Pop-Perlen.

Was hieran noch Pop ist und was die Grenzen des Genres sprengt, liegt im Auge des Betrachters. Definitiv radiofreundlich und hitverdächtig ist beispielsweise „Wanna Have It All“, ein fordernder, von wuchtigen Drums getragener Song mit dezent melancholischer Note. Die im Hintergrund mitschwingenden Streicher aus der Dose relativieren das Gehörte. Für die erste Single „Pyramids (Rose Out Of Our Pain)“ geht es auf den Dancefloor mit einem kleinen Vorgeschmack auf jene Weirdness, die „Demand The Impossible!“ so speziell macht.

Wilson singt, versucht sich an Sprechgesang, wird von Effektgeräten und zig Tonspuren überlagert, agiert dann wieder ganz alleine, kämpft gegen Störsignale und Verfremdungseffekte an. „Opposition“ passt ins Bild, ist oberflächlich ein pulsierender Electro-Pop-Track, mutet durch Percussion und schneidender Melodieführung 3:44 Minuten lang bedrohlich an. „The Future“ rockt stellenweise, erinnert in seinen schrägen Synthi-Momenten an The Knife und setzt verkappte arabeske Momente ein. Mit „Ghost Station“ setzt es zum Abschluss eine großartige Halb-Ballade, die auch Robyn gerne in ihrem Repertoire hätte.

Und dann sind da noch unwahrscheinlich bizarre Momente: „The Soup“ mit seinem hypnotisierenden Chorus oder das zwischen Vocoder und Klavier hin- und herspringende „Autobiography“, beispielsweise, bei denen man auch nach mehreren Durchläufen noch nicht weiß, was man davon halten soll. Freischwimmen und anecken: Was Jenny Wilson auf „Demand The Impossible!“ macht, ist letztlich großartig und doch stellenweise schwer – zu schwer – greifbar. Großartige Pop-Momente treffen auf wirre Exkurse in Text und Klang, lassen offenkundig auf die Kunstprojekte der Schwedin schließen. Nicht immer hochklassig, dafür stets aufregend und irgendwo faszinierend: ein etwas anderes Pop-Album aus Schweden.

Jenny Wilson - Demand The Impossible!

Demand The Impossible!
VÖ: 13.02.2015
Crunchy Frog (Soulfood Music)

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