Kejnu – Centillion

Kejnu

Kejnu, das ist vor allem ein Mann: Nuél Schoch. Der Schweizer verwirklicht seine Vision, ist „musikalisches Gehirn, Songwriter, Produzent und Frontmann“ in einem. Seit mittlerweile zehn Jahren aktiv, marschieren die Eidgenossen entschieden durch eine schwer greifbare Sammlung an Einflüssen und Schubladen, die von der Band selbst bestenfalls mit launigen Floskeln kommentiert werden. „Centillion“ stellt aber auch abseits jeglicher Kategorisierung vor ausreichend Herausforderungen als Doppelalbum mit 90 Minuten Spielzeit.

Radiohead und Stateless, vielleicht auch The National sind ungefähre Referenzen für dieses Mammutwerk zwischen Alternative Rock, Pop, Prog und Post-Whatever. Oberflächlich unterkühlt, dafür mit faszinierender Tiefenwärme präsentieren sich die 20 Tracks. Als frühes Highlight kristallisiert sich „Stormy Eyes“ mit seinen butterweichen, hohen Vocals, die in Kombination mit mehrstimmigen Harmonien, Akustik-Gitarre und mystisch-getriebener Stimmung für knisternde Spannung, für Explosivität und melancholische Süße sorgen, heraus – ein Rezept, das immer wieder verwendet wird.

So kommt es schon mal vor, dass man sich im Verlauf dieser anderthalb Stunden eingelullt fühlt, wie in Trance – was nun nicht unbedingt schlecht sein muss. Da wäre zum Beispiel der eindringliche Ausreißer „What I Deserve“, eine gespenstisch-knisternde Urgewalt mit ganz besonderer Explosivität, das sagenumwobene „Høst“ mit seinem Hauch von Post-Dubstep oder das vergleichsweise forsche, an Muse erinnernde „Taciturn“ – eine Reihe an faszinierenden Tracks, zu denen sich auch „Silhouettes“ gesellt. Drum-Computer-artige Klänge treffen auf wuchtige, kratzige Gitarren, welche sich mit kathartischen Pop-Momenten abwechseln, die Polarkreis 18 wieder zum Leben erwecken.

Und doch zieht sich „Centillion“, weil sich gewisse Strukturen – gerade jene Alternative Pop-Süße mit von Gitarren getragener Melancholie – zu wiederholen scheinen, immer wieder aufgegriffen werden und selbst für einen roten Faden zu omnipräsent sind. Das soll die kreative Energie hinter diesem Doppelalbum aber keinesfalls schmälern. Vielleicht haben sich Schoch und Kejnu eine Spur zu weit hinausgewagt und wollen zu viel auf einmal. An der kreativen Energie dieses Projektes und der unbestrittenen Klasse so manches Songs ändert das aber nichts.

Kejnu - Centillion

Centillion
VÖ: 30.01.2015
popup records (Cargo Records)

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