Nneka – My Fairy Tales

Nneka

Das weltweit bekannte und vielfach gesamplete „Heartbeat“ mag zwar eine andere Sprache sprechen, doch Nneka ist mehr als „bloß“ Musik. In den dreieinhalb Jahren seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Soul Is Heavy“ war die 33jährige kreuz und quer über den Globus unterwegs – musikalisch wie karikativ. Zu den Highlights zählen ebenso ein Auftritt im legendären New Yorker Apollo Theater sowie ein Jury-Platz bei „Nigerian Idol“ wie auch Arbeiten mit verschiedenen, vornehmlich in Afrika operierenden Wohltätigkeitsorganisationen. Nnekas erste Independent-Platte „My Fairy Tales“ wurde hörbar von letzterem Faktor beeinflusst.

„My Fairy Tales“ ist das erste Konzeptalbum der Sängerin und befasst sich mit dem Leben von Afrikanern in der Diaspora im Spannungsfeld zwischen Alltag, Kultur und Identität. Klingt nach starkem Tobak, wird aber geschickt umgesetzt. Musikalisch hört man von der inhaltlichen Schwere rein gar nichts – ein Pluspunkt für jene Hörer, die sich „bloß“ an den Tracks an sich erfreuen wollen. Da wäre zum Beispiel das großartige „Pray For You“. Geschickt zwischen Soul und Reggae arrangiert – über weite Strecken der musikalische rote Faden dieses Albums -, bounct der Song mit Biss und feinem Gitarrensolo zum Abschluss. Der Wortfetzen „Boko Haram“ deutet an, dass es hier keineswegs unbeschwert vor sich geht.

Mit „bloß“ – da ist dieses Wörtchen schon wieder – 35 Minuten Spielzeit ist „My Fairy Tales“ viel zu kurz geworden, hinterlässt dafür einen umso prägnanteren Eindruck, denn so ziemlich jeder Track schlägt ein. „Babylon“ wirkt gleichermaßen funky, beseelt und rockt gar stellenweise, „My Love, My Love“ samt Reprise klingt nach einer künftigen, angenehm ätherischen Single, dazu kommt das bereits bekannte Monster „Book Of Job“ und die gleichermaßen gewöhnungsbedürftige wie ansprechende Elektronik von „In Me“.

Nneka will mit ihrem fünften Album auf verschiedene Qualitäten und Faktoren hinweisen und somit nicht nur von Leid berichten. „My Fairy Tales“ behandelt Eigenschaften, die nicht nur auf den afrikanischen Kontinent reduziert werden sollten: Ausdauer, Beharrlichkeit und Dankbarkeit. Eingerahmt in einen Stilmix von großer Klasse, lindern die neun Songs zwischen Soul, Reggae und ganz großem Gefühl auch die kleine Enttäuschung über die äußerst knapp bemessene Spielzeit. Nneka sorgt dafür, dass jede einzelne Sekunde Bedeutung hat und verleiht jedem Wort Nachdruck – unnachahmlich und ganz stark.

Nneka - My Fairy Tales

My Fairy Tales
VÖ: 27.02.2015
Bushqueen Records (Soulfood Music)

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