The Avener – The Wanderings Of The Avener

The Avener

Die rechte Hand des Königs. Das ist die Übersetzung von The Avener, jenes französischen Künstlers, der es 2014 wie kein Zweiter verstand aus dem Nichts einen Nummer-1-Hit aus dem Hut zu zaubern – und das ganz ohne Hut. Und während der besagte Charttopper „Fade Out Lines“ noch immer die Playlists der Radiostationen aufmischt, bahnt sich mit „Hate Street Dialogue“ bereits ein weiterer Hit aus dem Hause Avener an. Der schlägt in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger, und erweckt den trügerischen Eindruck, dass es auf dem dazugehörigen Album „The Wanderings Of The Avener“ Ton in Ton so weiter geht.

Die beiden Vorab-Singles können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Tristan Casara, so der bürgerliche Name von The Avener, auch sehr geschickt im Produzieren komplett eigener Songs ist. Den Beweis tritt gleich der Opener „Panama“ an. Der Instrumental-Track führt das Album äußerst atmosphärisch ein. Die sehr gediegene Melodie beheimatet Folk- wie Deep-House-Elemente und setzt die Messlatte für die kommenden Songs relativ hoch an.

Allen voran meistert diese Hürde „Castle In The Snow“, im Original von der Schweizerischen Band Kadebostany. Die Mid-Tempo-Nummer kommt einem von Beginn an vertraut vor. Sie lebt durch den bezaubernden Gesang und den wunderschönen Refrain, deren Charme The Avener auch in seiner Neufassung größtenteils bewahrt. Dennoch setzt der 27-jährige Franzose durch erdige, dezente Beats stärkere Akzente und lässt „Castle In The Snow“ wie einen Klassiker klingen. Etwas kühler hingegen ist „Your Love Rocks“, der zweite Höhepunkt des Albums. Das Intro gibt sich mysteriös-verspielt, ehe ein recht dominanter Takt einsetzt und der Däne n*grandjean zu singen beginnt. The Avener selbst knüpft sich bei „Your Love Rocks“ vor allem den Chorus vor, den er mit elektronischer, relativ ausladender Instrumentierung einleitet, begleitet und dadurch die warme Stimme Grandjeans perfekt kontrastiert.

Potential zu einem weiteren kommerziellen Erfolg bietet die – zugegeben wenig innovative – Zusammenarbeit mit Adam Cohen. Einerseits beschreitet die Nu-Country-Nummer „We Go Home“ den Weg, den Avicii mit Songs wie „Wake Me Up“ oder „Hey Brother“ geebnet hat, andererseits findet der Song ohnehin schon in der Werbung eines großen Telekommunikationsunternehmens Verwendung. Gefälliger ist da schon eher die Eigenproduktion „La Tourre“, bei der die Piano-Ausbildung Casaras voll zur Geltung kommt. Gepaart mit der einen oder anderen groovigen Synthie, gäbe der Instrumental-Track einen perfekten Rausschmeißer ab, wenn der Titel denn auch der Letzte des Albums wäre.

Am Ende ist jedenfalls der Name Programm. „The Wanderings Of The Avener“ beherbergt verschiedenste Neu-Interpretationen von größtenteils unbekannten Songs aus unterschiedlichen Jahrzehnten. Dass sich bei der ganzen Vielzahl an Songs auch die rechte Hand des Königs einmal vergreift – geschenkt. Am Ende überwiegen doch die gelungenen Remixes, wie etwa der des 1966er „It Serves You Right To Suffer“ von Blues-Sänger John Lee Hooker. Ob sich Tristan Casara mit seinem „Acoustic Meets Deep House“-Sound langfristig etablieren kann, bleibt abzuwarten. In seiner Heimat kletterte das Album zumindest schon auf Platz 2 der Charts.

The Avener - Wanderings Of The Avener

The Wanderings Of The Avener
VÖ: 20.02.2015
Capitol Records (Universal Music)

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