Raketkanon – RKTKN#2

Raketkanon

Der Wahnsinn kennt keine Grenzen. Hinter Raketkanon stecken vier Belgier, die Noise Rock und Post-Hardcore mit Synthesizern und schmissigen Melodien kreuzen. Das Debütalbum wurde zum Underground-Liebling und schickte die Herren auf Tour. Schließlich nahm Steve Albini Notiz und produzierte das zweite Album „RKTKN#2“ in jenen legendären Studios, die einst Nirvana und die Pixies besuchten. Von ihrem kaputten Charme ist der Benelux-Truppe nichts abhanden gekommen.

„Florent“ eröffnet zwischen bedrohlichem Auftreten und destruktivem Ausdruckstanz. Einzig Mike Patton fehlt, um diese zirka drei Minuten noch besser zu machen. Heisere, quengelige Vocals, dissonante Gitarren, stampfende Drums und verquere Synthis rollen behäbig an, von kleineren Zäsuren zerschossen und doch heftig, wütend, angesichts der tiefer gestimmten Gitarren mit gewissem Crossover-Flair ausgestattet. „Nico Van Der Eeken“ knüpft im direkten Anschluss an diese ganz besondere Form von Schwerfälligkeit an und verläuft sich irgendwo im zerfahren groovenden Nirgendwo, macht ob seiner unkontrollierten, ungestümen Wucht aber dennoch Laune.

Das wüste, unorthodoxe und herrlich selbstzerstörerische Auftreten macht „RKTKN#2“ erst stark. Vergleichsweise geradlinige Wutbrocken Marke „Ibrahim“ treffen auf ellenlangen, scheinbar ziellosen Aufbau mit seltener Entladung und dennoch brodelnder, greifbarer Spannung („Mathilde“). Gerade die zweite Albumhälfte wendet mehr Zeit für Atempausen, für weitestgehend ungefüllte Zwischenräume und implizierte Explosivität auf; implizierter Wahnsinn, der im gespenstisch-schleppenden, überlangen und stellenweise gar etwas enttäuschenden „Hanz“ mündet.

Schönheitsfehler hat somit auch „RKTKN#2“ zu bieten, aber genau diese machen letztlich den Reiz dieser Platte aus. Mit seinem freimütigen Experimentierdrang, einer unwiderstehlichen Mischung aus Post-Hardcore-Verrücktheit zwischen Glassjaw und Refused sowie sämtlichen Patton-Projekten auf einmal, und überraschend großartigen weil unironischen Pop-Momenten setzen Raketkanon ihren rasanten Aufstieg fort. Nicht jede Idee gelingt, ab und an will man einfach nur den Kopf schütteln, doch die Mischung, der Wahnsinn, der Tatendrang, die greifbare Energie, Blut und Schweiß geben den Ausschlag für eine durch und durch empfehlenswerte Wundertüte.

Raketkanon - RKTKN#2

RKTKN#2
VÖ: 06.03.2015
KKK Records (Rough Trade)

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