The Prodigy – The Day Is My Enemy

The Prodigy

The Prodigy sind wütend. Besonders Liam Howlett ist über den gegenwärtigen Stand der DJ-Kultur empört und sieht vor allem Plattendreher, die abends ihren USB-Stick einstecken, um für den Rest des Abends möglichst cool aussehen und grenzdebil ins Publikum winken zu können. Entsprechend wütend fällt das neue Album „The Day Is My Enemy“, der direkte Nachfolger des vor sechs Jahren gelandeten „Invaders Must Die“, aus. Die einstigen Rave-Magnaten zieht es endgültig gen Nacht und elektronische Organik.

Als Reaktion auf besagten Trend setzten The Prodigy vornehmlich auf klassische Synthesizer und Sequenzer, um dem Computer weitestgehend zu entgehen. Vielleicht erklärt diese Vorgehensweise die Intensität der neuen Platte, die mit dem grandiosen Titeltrack entsprechend auf den Weg gebracht wird. Auf das militärische Intro folgt die schneidende Stimme von Tricky Dauer-Kollaborateurin Martina Topley-Bird. Erst danach kommt Keith Flint zum Einsatz und treibt die Single „Nasty“ voran. Klar ist der Big Beat-Track einigermaßen generisch und klingt vor allem nach Live-Einheizer, vereint aber sämtliche Prodigy-Qualitäten der letzten Jahre. Kann man so manchen.

Überraschungen gibt es von den Briten ohnehin nur selten. „Rhythm Bomb“ qualifiziert sich vielleicht für diese Kategorie, das gemeinsam mit Flux Pavilion entstandene Techno-Monster. Im arabesken „Medicine“ hat Maxim seinen großen Auftritt und lebt sein Faible für Dancehall aus. „Ibiza“ hingegen ist jener Track, der die eingangs erwähnte Kritik an der kontemporären DJ-Kultur auf den Punkt bringt. Jason Williamson (Sleaford Mods) wird in diesem schroffen, dissonanten Kotzbrocken herrlich ausfällig. „Wall Of Death“ hingegen ist wieder ein typischer Livetrack, der auch das Rock-affine Publikum zum Springen bringt, gleichzeitig aber illustriert, wie sehr Pendulum vermisst werden.

Leerlauf lässt sich nicht vermeiden und so fließen weite Teile des Albums ohne große Aufreger dahin. Von neuen Erkenntnissen darf im Zusammenhang mit „The Day Is My Enemy“ nicht die Rede sein, aber diese sind auch nicht zwingend notwendig. The Prodigy machen in etwa das, was man sich von ihnen erwartet, schaffen eine solide Grundlage für ihre Liveshows und variieren große Hits mit ein wenig Biss. „Wild Frontier“, „Get Your Fight On“, „Rebel Radio“ und „Rok-Weiler“ heißen die neuen Wellenbrecher. Originell ist das nicht, wohl aber von vorne bis hinten ungemein unterhaltsam. Auch 2015 kann der Electro-interessierte Festival-Konsenshörer mit The Prodigy nichts falsch machen.

The Prodigy - The Day Is My Enemy

The Day Is My Enemy
VÖ: 27.03.2015
Vertigo Berlin (Universal Music)

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