Apocalyptica – Shadowmaker

Apocalyptica

Nach der Veröffentlichung von „7th Symphony“ nahmen sich Apocalyptica erst einmal eine längere Auszeit, darunter ein ganzes Jahr, in dem kein einziger Song geschrieben wurde. Nach den zwischenzeitlichen Arbeiten am Live-Spektakel „Wagner Reloaded“ mit Orchester ging es dann schnell. Für das achte Studioalbum „Shadowmaker“ integrieren die Finnen ein neues Mitglied auf Zeit und präsentieren ihre erste Platte mit fixem Sänger.

Franky Perez, der bereits mit Slash tourte und vormals Gitarrist bei Scars On Broadway war, wurde für zwei Jahre engagiert und soll diesen Album-Zyklus bestreiten. Obendrein wurde „Shadowmaker“ von Nick Raskulinecz produziert, der unter anderem für seine Arbeit mit den Foo Fighters bekannt ist. Ob das gut geht? Die bereits veröffentlichten Songs sind ein guter Gradmesser für die Bandbreite dieser Platte. „Cold Blood“ ist mit seinen dreieinhalb Minuten ein klassischer Rock-Radio-Track. Perez macht seine Sache gut, bewegt sich in klassischen Hard Rock- bzw. Alternative Rock-Bahnen und verleiht dieser überraschend durchschnittlichen Komposition den nötigen Druck.

Wesentlich stärker ist da schon Titeltrack. „Shadowmaker“ setzt auf einen ausgedehnten Instrumentalteil, der mit klassischer Metal-Dramatik und Thrash-Elementen arbeitet – hochgradig anspruchsvoll und bockstark. Instrumentals sind auf diesem Album rar gesät, es geht tatsächlich vor allem um die Zusammenarbeit mit Perez. Dennoch ist das ellenlange „Till Death Do Us Part“ mit seinen knapp acht Minuten ein willkommen klassischer Apocalyptica-Track im besten Sinn, der mit großer Dramatik und ausladenden, stellenweise angenehm klassischen Cello-Teppichen arbeitet.

Schlecht sind die gemeinsam Songs mit Franky Perez keineswegs, bloß gewöhnungsbedürftig. Bevorzugt bewegt sich die Zusammenarbeit im am US-Markt beliebten Rock-Radio-Sektor. „House Of Chains“ unterhält mit seiner schnörkellosen Präsentation, auch das etwas gedrungene, mit klassischen Melodien versehene „Slow Burn“ hat seinen Reiz. An den etwas zähen Balladen „Sea Song (You Waded Out)“ und „Hole In My Soul“ werden sich die Geister scheiden. Wie es geht, zeigt das abschließende „Dead Man’s Eyes“. Hier umschiffen Apocalyptica seichte Klippen und erschaffen ein bewegendes Epos, das zur richtigen Zeit explodiert und schließlich von Cello-Feedback-Schleifen (?) nach knapp zehn Minuten sanft zu Grabe getragen wird.

Dennoch ist „Shadowmaker“ das bislang schwächste Apocalyptica-Album, was aber nur bedingt an Franky Perez liegt, der seine Sache gut macht, mit seiner durchaus radiofreundlichen Stimme die Lager aber spalten wird. Vor allem gelingt es den Finnen bei den Tracks mit Gesang nur selten aus gängigen, vorhersehbaren Mustern auszubrechen. Stangenware und Füllmaterial drücken aufs Gemüt. Wenn Apocalyptica aber aus sich herausgehen und ausladend Druck machen, wird es spektakulär. Dass mit „Reign Of Fear“ ein grandioses Instrumental nur der limitierten Mediabook-Auflage als Bonus-Track beiliegt, ist ein Frevel.

Apocalyptica - Shadowmaker

Shadowmaker
VÖ: 17.04.2015
Harmageddon Records / OMN Label Services (Rough Trade)

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