Algiers – Algiers

Algiers

Als Franklin James Fisher zu den von Post-Punk-Idealen beeinflussten Ryan Mahan und Lee Tesche stieß, infizierte er seine Mitstreiter mit dem Gospel-Virus. Aus dem folgenden Dialog entsprang mit Algiers eine Band, die – nicht nur für Atlanta – untypischer kaum sein könnte. Gospel und Soul treffen auf Post Punk, Industrial, No Wave und politisch motivierte Texte. Das Ergebnis: ein gleichermaßen sperriges wie überwältigend faszinierendes, rastloses Debütalbum, schlicht „Algiers“ betitelt.

Den Südstaaten sind Algiers zumindest temporär entkommen und wohnen aktuell in London, reflektieren aber auf ihre Heimat, und zwar nicht nur musikalisch. Besonders krass äußert sich die stilistische Kollision in „Irony. Utility. Pretext.“, das Fishers an Screamin‘ Jay Hawkins erinnernde Stimme auf 80s Post-Punk- und Wave-Rock-Gefilde treffen lässt. Greifbar ist dieser Track erst nach mehreren Durchläufen, wirkt doppelt düster und in jeder seiner 270 Sekunden unwahrscheinlich bedrohlich – ein kleines, unübliches Meisterwerk.

Viel typischer für dieses Debütalbum ist jedoch „Blood“, das die Schwere von Grinderman und dezenten 80s-Bounce nebst bissige Texte und Gospel-Spirit stellt. Der traditionelle Chor beißt sich gar reizvoll mit der schneidenden Birthday Party-Gitarre. Wenn im Opener „Remains“ nach verhältnismäßg traditionellen Klängen plötzlich programmierte Post-Punk-Synthis und abgehackte Beats einsetzen, wird die Eigentümlichkeit dieses Projektes unterstrichen.

Bei aller Schwere und Schwerfälligkeit überzeugt „Algiers“ durch seine unerwartete Hitdichte. „Black Eunuch“ ist ein alternativer Meilenstein getragen von Handclaps und maschinellen Gitarrenklängen, „And When You Fall“ hingegen die ultimative Nine Inch Nails-Explosion mit bewegendem Gothic-Unterbau. Freilich muss man diese 45 Minuten auf sich wirken lassen, am besten mehrfach, hochkonzentriert und mit einem Lyric-Sheet zur Hand.

Musikalisch, textlich und inhaltlich sollten sich Algiers, rein theoretisch, selbst im Weg stehen. Dass sie es nicht tun und dabei eines der interessantesten Debüts des Jahres klöppeln, zeugt von ihrer Qualität. Wenn eine Band sich die große Hype-Maschine verdient hätte, dann dieses nach Großbritannien übersiedeltes Trio, das mit Erwartungen spielt und die musikalische Apokalypse zwischen Tradition und revolutionärem Maschinenmensch zelebriert.

Algiers - Algiers

Algiers
VÖ: 29.05.2015
Matador Records / Beggars Group (Indigo)

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