Maribou State – Portraits

Maribou State

Der Sommer klopft bestimmt an die Tür und verlangt nach entspannter Tanzmusik – keineswegs ein Paradoxon, wie unter anderem Ben Westbeech unter Beweis stellt, unabhängig von seinem aktuellen Pseudonym. Ähnlich smart präsentiert sich das Londoner Duo Maribou State. Chris Davids und Liam Ivory konnten sich zu Schulzeiten nicht riechen, fanden schließlich an der Uni durch die Musik zueinander und legen nach ein paar EPs nun ihr herausragendes Debütalbum „Portraits“ vor.

Zehn bockstarke Tracks haben sich Vergleiche mit Moloko und James Blake durchaus verdient. Eine besonders prominente Rolle nimmt die aktuelle Single „Rituals“ ein, die mit ihren Shuffle-Beats anfangs noch recht unscheinbar, geradezu unschuldig wirkt. Mit einsetzenden, leicht entstellten Vocals und weichem Post-Dubstep-Unterbau entwickelt sich binnen Sekunden ein gemächlicher Groover, der nach Liegestuhl, Cocktails und ein wenig Strand verlangt.

Auch Holly Walker, seit der ersten EP an der Seite von Maribou State, ist wieder am Start. Wirkt „Steal“ noch zurückhaltend-poppig, rechtfertigt das leicht schräge, leicht offensive „Midas“ den Moloko-Vergleich durchaus. Auch Jono McCleery leiht abermals einem elektronischen Projekt seine Stimme. „Say More“ hat, bei aller Synthi-Weirdness, Soul. Im Opener „Home“ steuern Maribou State sogar kurzfristig gegen Ibiza, nur um schnellstmöglich Kurs auf betont entspannte balearische Klänge zu nehmen.

Kein Gramm Fett zu viel, makellos und verdammt unterhaltsam: „Portraits“ ist ein herausragendes Debüt geworden, an dem die Mitbewerber noch lange zu nagen haben werden. Die Kunst des Maribou State’schen Sound: Mühelosigkeit. Jeder der Songs klingt, als käme frei aus dem Bauch heraus und wäre mit keinerlei Anstrengung verbunden. Kombiniert mit großartigen Stimmen und Dancefloor-Understatement, bereiten diese gut 40 Minuten selbst an heißen Tagen musikalische Abkühlung.

Maribou State - Portraits

Portraits
VÖ: 29.05.2015
Counter Records / Ninja Tune (Rough Trade)

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