Alesso – Forever

Alesso

2012 nahm die musikalische Reise für Alessandro Lindblad langsam an Fahrt auf. Mit Remixen für Keanes „Silenced By The Night“ und vor allem OneRepublics „If I Lose Myself“ hatte der Schwede italienischer Abstammung unter seinem Künstlernamen Alesso auf sich aufmerksam gemacht. Ein Jahr später landete er an der Seite von Calvin Harris und Hurts mit „Under Control“ seinen ersten großen Hit. Nachdem seine gänzlich eigene Single „Heroes (We Could Be)“ seit Ende 2014 ununterbrochen im Radio zu hören ist und bereits international einige Auszeichnungen abgestaubt hat, versucht sich der Produzent mit „Forever“ nun auch auf Albumlänge.

Wer nach „Heroes (We Could Be)“ jedoch auf einen potentiellen Radiohit nach dem anderen gehofft hat, dessen Hoffnungen werden zunächst etwas gedämpft. „Forever“ beginnt mit seinen ersten beiden Titeln „Profondo“ und „PAYDAY“ nämlich äußerst clubbig und wenig massentauglich. Die beiden Instrumental-Tracks, die nahtlos ineinander übergehen, heizen aber auf jeden Fall ein. Für den Beginn ziemlich harter Tobak mit Glockenschlägen und schmeichelhaftem Piano-Break gen Mitte.

Ebendieser Glockenschlag läutet auf Lindblads Debütalbum auch die Mainstream-Saison ein. Die fröhlichen Klänge von „Cool“ (feat. Roy English) dürften einem ausgewählten Publikum bereits bekannt sein. Alesso sampelt hier Kylie Minogues wenig erfolgreiches „Get Outta My Way“ und beweist ein glückliches Händchen beim Ergänzen einiger neuer Instrumentalteile, die sich bestens in das Ausgangsmaterial einfügen und mit Roy Englishs Vocals harmonisieren. Wenig überraschend ist auch Ryan Tedder wieder am Start, wenn es darum geht Nachwuchs-EDM-Produzenten seinen Gesang zu leihen. „Scars“ scheint dem OneRepublic-Frontman wie auf den Leib geschneidert, zumal die schrill-hohen Sounds im Chorus erstaunlich gut zu Tedders warmer, erdiger Stimme passen.

Die Höhepunkte des Albums markieren jedoch rein-schwedischen Kooperationen. Zunächst ist da die relativ konventionelle Elektropop-Nummer „Sweet Escape“ mit der schwedischen Sängerin Sirena, die sich, mit Streichern beginnend, zu einer wahren EDM-Hymne aufschwingt. Sehr verständlich, dass gerade für diese nach Hit klingende Uptempo-Nummer erst kürzlich ein Musikvideo gedreht wurde. Den schwedische Singer/Songwriter Simon Strömstedt hört man auf dem ruhig beginnenden „If It Wasn’t For You“, in dessen Chorus Alesso ein wahres Elektro-Feuerwerk abbrennt und auch hier erfahreneren Kollegen im Musikgeschäft in nichts nachsteht.

Im Verlauf des Albums beweist Lindblad jedoch auch, dass er ruhige Musik machen kann. Hier sind vor allem die Instrumentals „Destinations“ und „Immortale“ zu nennen. Ersteres stellt eine gediegene Chill-House-Nummer da, die mit Hilfe von Piano- und Violinklängen sehr atmosphärisch klingt und dem Album als Ganzes zwischen den ganzen Uptempo-Nummern einen Moment des Innehaltens bietet. Bei „Immortale“ verzichtet Alesso hingegen zunächst fast komplett auf elektronische Elemente. Die äußerst bedächtige Komposition nimmt dann gegen Ende jedoch etwas an Tempo und Dramatik zu und kann jetzt schon für den Soundtrack des nächsten Roland Emmerich-Katastrophenfilm reserviert werden.

Die positive Nachricht vorweg: Alesso kann auch auf Albumlänge Material liefern. Auf „Forever“ befinden sich noch einige Hits in Warteposition. Zum Verhängnis könnte dem jungen Schweden höchstens die musikalische Nähe zu anderen erfolgreichen Produzenten werden, denn auf seinem Debütalbum gelingt es dem Nachwuchsproduzent nur ab und an, eigene Akzente zu setzen. Das großartig produzierte „In My Blood“ könnte gut und gerne auch von Zedd oder Calvin Harris stammen. Die langsameren, atmosphärischen, fast ins Trance reichenden Instrumental-Tracks tragen schon eher Alessos Handschrift, spielen auf dem Album jedoch nur eine Nebenrolle. Solange bleibt festzuhalten: Eingängige, gut produzierte EDM gibt es also auch von Alesso. Nur schuldet er der Musikwelt trotz des Einbeziehens vieler schwedischer Gastmusiker noch eine Definition des skandinavischen Elektro.

Alesso - Forever

Forever
VÖ: 22.05.2015
Def Jam (Universal Music)

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