Leftfield – Alternative Light Source

Leftfield

Die alte britische Techno-Garde lässt sich nicht unterkriegen: Orbital taten sich für ein letztes großes Hurra zusammen, The Prodigy rocken aktuell wieder Charts und Clubs, The Chemical Brothers veröffentlichen im Sommer ein neues Album und Underworld waren sowieso nie weg. Nun geben auch die Pioniere Leftfield ihr Studio-Comeback. Zwar ist Neil Barnes mittlerweile alleine unterwegs, für „Alternative Light Source“, das erste Album seit „Rhythm And Stealth“ 1999, hat es dennoch gereicht.

Revolutionäres darf man sich freilich nicht erwarten, Altherren-Electro wird auf dem dritten Studioalbum aber ebenso wenig geboten. Das vorab ausgekoppelte „Universal Everything“ machte (und macht) ordentlich Laune, schwebt sieben Minuten lang durch Electronica- und Prog-House-Gefilde, spart an Vocals und lebt als launiger Anheizer in bester britischer Tradition. Tatsächlicher Opener ist allerdings das mit Understatement und entspanntem Gesang (Tunde Adebimpe von TV On The Radio) gesegnete „Bad Radio“ – keineswegs schlecht, allerdings unerwartet ruhig.

Gleich doppelt vertreten ist Channy Leaneagh von Poliça. Während sie im aggressiven „Little Fish“ zur Zeremonienmeisterin in einem Meer an Dissonanzen und abermaligem Prog-House-Gebrate wird, erhebt sie das atemlose, atmosphärische „Bilocation“ zum Hit. Zwischen durchaus treibendem Beat und beiläufigen Synthis bleibt der Amerikanerin viel Platz zum Atmen, den sie für eine losgelöste Performance nützt. Die aktuell unverzichtbaren Sleaford Mods – siehe bzw. höre auch das neue Prodigy-Album – beißen sich durch das basslastige, insgesamt aber unauffällige „Head And Shoulders“.

Insgesamt ist die zweite Albumhälfte deutlich instrumentaler und experimenteller angelegt, setzt mit „Storm’s End“ aber nur ein wirkliches Highlight, das stellenweise gar mit den Leftfield der 90er Jahre mithalten kann. „Levitate For You“, eine verschrobene TripHop-Weisheit mit berührenden Vocal-Fetzen von Ofei, wird zum Grande Finale. In seiner Düsternis durchaus typisch, wendet sich Barnes dennoch ein wenig vom ansonsten angeschlagenen Sound ab. Dass dieser positiv verstörende und berührende Ausflug dennoch funktioniert, ist ihm hoch anzurechnen.

Letztlich ist „Alternative Light Source“ ein kauziger kleiner Bastard, der eine Brücke zwischen Barnes‘ Leftfield-Vergangenheit und der musikalischen Gegenwart zu schlagen vermag. Das dritte Album der britischen Electro-Institution ist keineswegs altbacken und überrascht mit so manchem kleinen Giganten, mit Power, Druck und angenehmem Bewusstsein für das eigene Schaffungsvermögen. Freilich, notwendig war dieses Comeback auf Albumlänge vielleicht nur bedingt, doch gerade die Kollaborationen halten die Spannung und enttäuschen keineswegs – eine erfreuliche Zeitreise für Techno-Nostalgiker.

Leftfield - Alternative Light Source

Alternative Light Source
VÖ: 05.06.2015
Infectious Music / [PIAS] Cooperative (Rough Trade)

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