Hurts – Surrender

Hurts

Quo Vadis, Hurts? Nachdem das britische Duo um Sänger Theo Hutchcraft und Multi-Instrumentalist Adam Anderson 2010 mit „Wonderful Life“ den 80er-Revival-Hit des Jahres ablieferten, überraschte ihr zweites Album „Exile“ mit düsteren Klängen und Elektro-Spielereien. Dem Erfolg tat das zwar nicht unbedingt Abbruch, das besondere Flair des ersten Albums vermissten aber viele Fans – nicht wenige erhofften sich von Album Nummer drei daher eine erneute Kurskorrektur. Dass diese Hoffnungen erfüllt werden könnten, ließ bereits die Vorab-Single „Some Kind Of Heaven“ erahnen, und tatsächlich bewegen sich Hurts auf „Surrender“ auf wieder anderen Pfaden – zwei Schritte vor und einer zurück lautet der neue Kurs!

Im Klartext: Der düstere 90er-lastige Gitarren- und Elektrosound des zweiten Albums ist weitestgehend verschwunden, der 80er-Synthiepop des Debüts aber nur teilweise zurückgekehrt, denn auf „Surrender“ gehen Hurts so abwechslungsreich zu Werke wie nie zuvor. Ist das etwas anstrengende, möchtegern-innovative Intro „Surrender“ erst mal überstanden, geht es mit „Some Kind Of Heaven“ gleich in die Vollen. Der sofort ins Ohr gehende Gute-Laune-Song gehört gewiss zu den Highlights des Albums, wird vom darauf folgenden Synthie-Pop-Ohrwurm „Why“ aber sogar noch getoppt. Eher enttäuschend fällt dagegen der uninspirierte Refrain des dritten, deutlich vom Dance-Sound der 90er beeinflussten Song „Nothing Will Be Bigger Than Us“ aus, während „Rolling Stone“ wieder das Synthie-Pop-Genre bedient.

Wie abwechslungsreich „Surrender“ aber wirklich ist, stellt sich spätestens bei „Lights“ heraus, wo Hurts überzeugend ins Nu-Disco-Fach wechseln. Der Song geht sofort ins Ohr und wird auch beim wiederholten Hören nicht langweilig – ein absoluter Volltreffer also und nicht zu Unrecht die zweite Single des Albums. Auch die zweite Hälfte der Scheibe geizt nicht mit Variationen. So fällt bei „Slow“ sofort der RnB-Rhythmus auf, während „Kaleidoscope“ auf ein Neues unter Beweis stellt, dass Hurts das Synthie-Pop-Fach perfekt beherrschen. „Wish“ sorgt als Quotenballade mindestens so sehr für melancholische Stimmung wie das verträumt-romantische „Policewoman“, das das Album auf überzeugende Weise ausklingen lässt. Viele Highlights also, doch leider haben sich mit dem dahinplätschernden „Wings“ und der ermüdenden Soft-Pop-Nummer „Perfect Time“ auch ein paar eher langweilige Songs eingeschlichen.

Highlights hin, Lückenfüller her – „Surrender“ stellt gegenüber dem Vorgänger eine klare Steigerung dar. Im Unterschied zum spröden „Exile“ setzen Hurts dieses Mal sehr auf Eingängigkeit und Ohrwurmcharakter, ohne sich dabei in den Niederungen von Kitsch und Banalität zu verirren. Und das Grundrezept geht auf: War der Vorgänger zu gewollt, zu gezwungen auf Andersartigkeit getrimmt, so ist es Hurts dieses Mal tatsächlich gelungen, neues Terrain abzustecken und gleichzeitig den Geist des Debütalbums neu zu erwecken. Wer den Charme der neuen Songs live erleben möchte, erhält dazu auf der Surrender Tour 2016 Gelegenheit, denn ab dem 19. Februar kommt das Duo für vier Konzerte nach Deutschland.

Hurts - Surrender

Surrender
VÖ: 09.10.2015
Four Music (Sony Music)

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