Small Time Giants – Stethoscope
Bei einer Besprechung der Small Time Giants kommt man kaum umher über die durchaus exotische Herkunft des Quartetts zu sprechen. Angefangen hat alles als High-School-Band in Grönland. Wenige Jahre später galt man bereits als größte Rockband des Landes. Danach ging es nach Kopenhagen, der neuen Bandheimat, von wo aus nun der Rest Europas erobert werden soll. „Stethoscope“ ist das meistverkaufte englischsprachige Debüt Grönlands, diverse Auszeichnungen sollten folgen. Nun bekommt auch Deutschland diesen rockigen Einstand zu hören.
Emotionaler Indie Rock mit Breitwand-Gefühl ist das Metier des Quartetts, das immer wieder an eine poppigere Version von Placebo erinnert – nicht nur weil Miki Jensens Stimme laufend an Brian Molko erinnert. Selten wird dies so deutlich wie in „Undiscovered Potential“, einem der schrägsten Songs dieser Platte. Small Time Giants reißen hier sämtliche Konventionen ein, arbeiten vor allem mit Rhythmus, Klavier, Percussion und Jensens fordernder, eindringlicher Stimme. Wenn schließlich eine nicht minder mechanisch wirkende Gitarre hinzukommt und Talkbox-Samples eingespielt werden, ist die Klangcollage fertig – und was für eine.
Viel typischer sind aber bewegende Tracks wie „Heart Beats A Broken Heart“, in dem das Faible für die britische Indie-Szene deutlich wird. Gelegentlich verirren sich gar die frühen Coldplay in den Sound der Grönländer für erhabene, emotionale Momente. „No Excuses Just Explanations“ ist einer der rohsten Tracks dieses Einstands, schneidet mit Wonne durch wundes Fleisch und ist dabei doch so unwahrscheinlich eingängig. „All Hope Abandon“ hat zum Schluss seinen großen Elbow-Moment, „To Whome It May Concern“ nimmt Power-Pop-Fans mit und „Eyes/Hands/Mouth“ mausert sich zur semi-avantgardistischen Anti-Ballade mit aufwühlendem Finale.
Bei allen vertrauten Querverweisen präsentieren Small Time Giants dennoch einen ihnen ureigenen Sound, unverwechselbare Präsentation und, vor allem, überaus reife Songwriting-Fähigkeiten. „Stethoscope“ operiert im Spannungsfeld einer Reihe an Genres, marschiert aufmerksam durch die britische Rockszene der letzten zwei Dekaden und packt dabei den einen oder anderen Hit mit Ecken, Kanten und Widerhäkchen aus. Das Debüt der vier Grönländer ist ein Versprechen für die Zukunft, ein Nachfolger hoffentlich nur eine Frage der Zeit.
Stethoscope
VÖ: 30.10.2015
popup-records (Cargo Records)
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