Hanne Kolstø – While We Still Have Light

Mit eindrucksvoller Beharrlichkeit und Hang zu experimentellem Eskapismus veröffentlicht Hanne Kolstø ihr nunmehr fünftes Studioalbum in ebenso vielen Jahren. Die durch Thelma & Clyde und Lo:Fi bekanntgewordene Musikerin setzt auf Popmusik, die weit über gängige Genre-Definitionen hinausgeht. Auf das gleichermaßen eigentümliche wie eingängige „Stillness And Panic“ folgt mit „While We Still Have Light“ eine weitere grundsympathische Gratwanderung.

Kolstø führt elektronische und Indie-Gesichtspunkte einmal mehr an die Grenzen. Dabei verzichtet sie aber keineswegs auf gute Songs. Einer davon ist der charmante Lead-Track „I Hate You Don’t Leave Me“. Ist so etwas wie Bandsound noch in den Strophen präsent, so übernehmen Drum-Computer und Synthis mehr und mehr das Kommando, bevor es im Refrain zum großen Crash kommt. Das Chaos bleibt jedoch aus, dafür entsteht hier ein feinsinniger, etwas überdrehter Track mit herrlich verschmitztem Biss.

Dramatische Weirdness und düstere Grandezza ziehen sich durch das am Rande des Noir-Abgrunds balancierende „While We Still Have Light“. Der Titeltrack bäumt sich immer wieder auf, getragen von donnernden Drums, und macht am Höhepunkt Platz für intime, introvertierte Momente. Das synthestische, etwas jenseitige „I Like You“ setzt den passenden Gegenpol dazu und deutet gar technoide Fantasien an. Schließlich bricht Kolstø im grandiosen, etwas avantgardistischen „White Noise Static“ in sich zusammen, gesäumt von aufbrausenden Instrumentals, Jazz-Experimenten und bewegenden A cappella-Momenten.

Qualitativ knüpft die etwas andere Chanteuse an ihre bereits starken Vorgängerwerke an – wer das bisherige Schaffen Kolstøs mochte, wird auch „While We Still Have Light“ mögen. Nicht jeder Track schlägt voll ein, manche Experimente und Ideen entfalten sich erst nach mehreren Durchläufen, über Umwege und mit viel Geduld; Geduld, die auch dieses Werk mehr als verdient hat.

While We Still Have Light
VÖ: 22.01.2016
Jansen Plateproduksjon (Broken Silence)

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