Motorpsycho – Here Be Monsters

Motorpsycho

Auch nach einer faszinierenden Werkschau ist die Reise Motorpsychos alles andere als abgeschlossen, ganz im Gegenteil: nur vier Monate später steht ein brandneues Studioalbum in den Startlöchern. Teile der Musik auf „Here Be Monsters“ wurden gemeinsam mit Ståle Storløkken für das Jubiläum des Norwegischen Technikmuseums im November 2014 geschrieben. Ohne den verhinderten Storløkken wurde daraus ein komplettes Motorpsycho-Werk, das sich mit höchst unterschiedlichen Aspekten des Lebens beschäftigt.

„Here Be Monsters“ fällt musikalisch ein wenig aus der Reihe, sofern man das bei einer Band mit solch illustrer wie wechselhafter Diskographie wie Motorpsycho überhaupt sagen kann. Bei diesen 46 Minuten handelt es sich um einen wilden Psych-Trip mit einer Reihe an Höhepunkten. Da wäre beispielsweise Terry Calliers „Spin, Spin, Spin“, eine Cover-Version. Die Norweger beziehen sich allerdings auf H.P. Lovecrafts Bearbeitung, einer ihrer liebsten Psych-Tracks, und jagen in herrlich reduziertem Tempo durch proggige 70s-Gitarren und wabernde, wohlige Melodie-Wellen.

Ebenfalls speziell fällt der erste Gigant „Lacuna/Sunrise“ aus. Singende Pink Floyd-Gitarre? Check. Wütender Stop-&-Go-Basslauf? Check? Ellenlange Jam-Improvisationen? Check. Butterweiche Psych-Melodien? Check. Ähnlich groß, vielleicht noch wilder wird es einzig in „Big Black Dog“. Das große Finale dieses Albums dauert knapp 18 Minuten und packt wirklich alles aus, was dieses Genre zu bieten hat. Zwischen fast komplett stillen Zäsuren, dramatischer Energie, eindringlichen Streichern aus der Dose mit angedeutetem Bass und sich selbst jagenden Vocal-Schleifen aus der Echokammer schwillt dieser Gigant mit jedem Durchlauf weiter an.

Dieses x-te Studioalbum des norwegischen Trios als Herausforderung zu bezeichnen, ist ein Stück weit untertrieben. „Here Be Monsters“ offenbart letztlich eine weitere Kurskorrektur von vielen, jedoch nachvollziehbar und wunderbar ausbalanciert. Nicht immer einfach und mit gewissem Leerlauf ausgeschmückt, entwickelt sich die Platte zu einem Gesamtkunstwerk mit faszinierenden Details und einem unvergleichlichen Sog, der immer tiefer in die Unweiten dieser bislang kaum erkundeten Psych-Welt hinabzieht. Mutig, wirr und doch so lohnenswert – eine Entdeckungsreise für besonders Geduldige.

Motorpsycho - Here Be Monsters

Here Be Monsters
VÖ: 12.02.2016
Stickman Records (Soulfood Music)

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