The Scenes – Sex, Drugs And Modern Art
The Scenes stehen vor einer Mammutaufgabe, schließlich müssen sie an ihr bärenstarkes zweites Album „Beige“ anknüpfen. Das wahnwitzige Art-Rock-Meisterwerk mit Ausuferungen in käsig-poppige und wütende Hardcore-Gefilde legt die Latte entsprechend hoch. Für „Sex, Drugs And Modern Art“ wollen die sechs Finnen nun etwas weiter weg vom latenten Wahnsinn und kündigen stattdessen ein songdienlicheres Werk an.
Keine Sorge, ihren kruden Stilmix hat sich das nordische Sextett behalten, auch wenn nicht mehr ganz so oft um die Ecke gedacht wird. Und ja, mit der belanglosen, viel zu ruhigen Ballade „Always Lie About Your Childhood“ ist auch der erste Fast-Stinker ihrer noch jungen Karriere dabei. Was The Scenes jedoch stark macht, ist die Reaktion darauf: „Death Of A Common“, ein fünfeinhalb Minuten langes, stetig brodelndes Monster, das sich zwischen dem schroffen Auftreten von LSD on CIA und früher Muse-Weirdness bewegt. Freilich sind derlei Referenzen keine Überraschung mehr, doch die Art und Weise, wie die Finnen diese Brücke schlagen, ringt jedes Mal aufs Neue Respekt ab.
Wie immer liegt der Trumpf in der Bandbreite. Waren The Scenes in „Hypermobility“ noch eben 135 Sekunden lang komplett ausgetickert mit schroffer Hardcore-Punk-Brachialgewalt, so stürzen sie sich in direkter Folge in feinste Post-Punk-Traurigkeit. „Despair Of Zeitgeist“ hätte auch durchaus auf dem Grave Pleasures-Debüt funktioniert, wenngleich die Gitarren in den Strophen nach kratzbürstigen Noise-Attacken klingen. Wenig später kriegen sie mit dem fantastischen „Louis Wain“ sogar noch die Balladen-Kurve und packen ein herrlich schmalziges Klavier neben Radiohead-Dramatik.
Dennoch, so ganz erreichen The Scenes die Klasse ihres letzten Albums nicht, was einerseits am fehlenden Überraschungseffekt und andererseits am eingangs erwähnten kleinen Durchhänger liegt. „Sex, Drugs And Modern Art“ setzt den Weg von „Beige“ konsequent fort, gibt sich aber gleichzeitig eine Spur differenzierter, pointierter und präsenter. Die Finnen bleiben eine kunstvolle Klasse für sich und lassen auf viele weitere Granaten dieses Kalibers hoffen.
Sex, Drugs And Modern Art
VÖ: 26.02.2016
BB*Island (Cargo Records)
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