Milow – Modern Heart

Milow

Mit dem erwachsenen, leicht wehmütigen „Silver Linings“ legte Milow vor zwei Jahren sein bis dato stärkstes Album vor. Zwar ging es erneut in die deutschen Top 10, allerdings war der Höhenflug schnell wieder vorbei und auch ein echter Single-Erfolg blieb aus. Nun geht der Belgier neue Wege, öffnet sich elektronisch-angehauchten RnB-Klängen und lässt damit einen Hauch The Weeknd und Drake einfließen. „Modern Heart“ kann gleichermaßen als fortgeschrittene Erweiterung des musikalischen Horizonts und kommerzielles Streamlining verstanden werden.

Mit „Howling At The Moon“ nimmt bereits ein erster Song Kurs auf die Top 10. Die Mischung aus Folk und House-Beats passt perfekt zum Zeitgeist und schreit geradezu nach Hit. Gleichzeitig hört sich der Song angenehm, auch auf höchster Rotation. Mit einfachsten Mitteln und gewohnt angenehmer Stimme gelingt Milow ein echter Überflieger. „No No No“ mutet wie der kleine Bruder der Single an, fällt noch ein wenig verspielter und verschmitzter aus. Originell mag das nun nicht sein, macht aber dennoch richtig Laune.

„Lonely One“ ist vielleicht jener Track, der die erhoffte Weeknd-Färbung am deutlichsten trägt. An den Wechsel ins Falsett im Refrain muss man sich erst gewöhnen, doch das mehrfach explodierende Arrangement mit feinem Piano-Teil schreit ebenso nach höheren Weihen. Nicht jedes Experiment gelingt: „Really Rich“ bietet 80s-Pop der käsigen, kitschigen Sorte und ertrinkt in üblen Phil-Collins-Platitüden. Der experimentelle Abschluss „Way Up High“ mit Jamie N Commons ist ähnlich gewöhnungsbedürftig und viel zu lang ausgefallen.

Bei nur 35 Minuten Spielzeit und neun Tracks fallen diese beiden Ausfälle natürlich stark ins Gewicht. Eine Reihe gutklassiger bis starker Songs kann diese Unzulänglichkeiten zwar halbwegs kaschieren, und doch reicht „Modern Heart“ nicht ganz an die Qualität der letzten Platten heran. Zwar sollte sich Milow kommerziell besser aus der Affäre ziehen angesichts beeindruckender Hitdichte, das große Gefälle verblüfft und verwundert dennoch.

Milow - Modern Heart

Modern Heart
VÖ: 13.05.2016
Homerun Records / Island Records (Universal Music)

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