Nothing – Tired Of Tomorrow

Nothing

Die bloße Existenz des zweiten Nothing-Albums darf als kleines Wunder gesehen werden. Während der Tour zum gefeierten Debüt „Guilty Of Everything“, in dem Frontmann Domenic Palermo seine Zeit im Gefängnis verarbeitete, wurde er brutal zusammengeschlagen und schwer verletzt. Als „Tired Of Tomorrow“ dann schließlich erscheinen sollte, stellte sich heraus, dass hinter dem neuen Label der verachtenswerte Martin Shkreli steckt. Relapse Records, wo bereits der Erstling veröffentlicht wurde, ist eingesprungen. Es sei ihnen zu danken.

Ihrem Shoegaze-Kurs bleibt das Quartett treu, wobei der Noise-Anteil noch eine Spur weiter zurückgefahren wurde. Kurioserweise fallen gerade die beiden Video-Auskopplungen etwas härter aus. „Eaten By Worms“ hat zwar ruhige, nachdenkliche Strophen, die schweren Distortion-Attacken rundherum nebst samtiger Melodik sind aber ebenso positiv verstörend wie die druckvolle, bissige Indie-Präsentation von „Vertigo Flowers“ mit einem Hauch Meat Wave und Creepoid.

Mittlerweile sind Nothing so etwas wie die US-Antwort auf Alcest. Das wütend aufstampfende und doch so sanfte „Curse Of The Sun“ fährt einen leicht kratzbürstigen Kuschelkurs, während „Fever Queen“ zur bewegenden Hymne mit unorthodoxen Deftones-Untertönen mutiert. Mit dem balladesken, von Klavier und Streicher begleiteten Titeltrack präsentieren Nothing die ruhigste, bewegendste Nummer ihres Schaffens.

Noch eine Spur sanftmütiger, noch einen Hauch eingängiger: Nothing behalten ihren Kurs bei und lassen sich von sämtlichen Wirren und Tragödien der letzten Jahre nicht blenden. „Tired Of Tomorrow“ ist ein weiteres Werk von herausragender Shoegaze-Melodik mit einem Hauch Noise und feinsinnigem Indie-Kurs. Zwischen Samthandschuh und Stanleymesser wird es emotional und angenehm kuschelig.

Nothing - Tired Of Tomorrow

Tired Of Tomorrow
VÖ: 13.05.2016
Relapse Records (Rough Trade)

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