Laura Mvula – The Dreaming Room

Laura Mvula

Gleich mit ihrem Debütalbum „Sing Me To The Moon“ erreichte Laura Mvula vor drei Jahren die britischen Top 10. Ihre ganz besondere, im Positiven eigentümliche Mischung aus Soul, Jazz und einem Hauch von Bon Iver’scher Kammermusik machte sie zum Kritikerliebling. Wenig später nahm sie die Platte sogar mit einem Orchester neu auf. Nun folgt der nächste Entwicklungsschritt: „The Dreaming Room“ setzt auf vertraute Klänge, bemüht sich aber ebenso um frische Akzente und hat so manch unerwarteten Unterstützer an Bord.

Nile Rodgers ist langjähriger Fan und Förderer Mvulas. Nun haben die beiden einen gemeinsamen Song aufgenommen, dessen Fundament zwar deutlich nach der 30jährigen Sängerin klingt, der allerdings ebenso Rodgers‘ Handschrift trägt. Funk trifft auf jazzigen Soul – das liest sich nicht nur kurios, „Overcome“ klingt auch so. Tanzbar und doch dezent avantgardistisch, dieser Spagat gelingt. Für das kraftvolle und doch feinfühlige „People“ wurde Wretch 32 verpflichtet, der einige intensive Rhymes beisteuert. Sein scharfer Ton wirkt zunächst wie ein Fremdkörper, je länger der Track aber nachwirken darf, desto packender fällt er aus.

Ansonsten regiert überwiegend Feingefühl. „Let Me Fall“ ist für Mvula schon beinahe tanzbar und doch herrlich beseelt. Leicht verschachtelter Beat und absteigende Gesangsmelodie machen Laune. Das sechs Minuten lange, konstant lauter und emotionaler werdende „Show Me Love“ wird schließlich zum Prunkstück dieser Platte. Ein wenig Rhythmus hier, weiche Synthis da, ja sogar gelegentlicher Orchester-Einsatz muten wie ein herrlich dramatisches, ja geradezu katharisches Hörpsiel an. Selbst der aus dem Rahmen fallende Rausschmeißer „Phenomenal Woman“, Mvulas Version eines frühlingshaften Uptempo-RnB-Tracks, geht direkt in die Beine und legt sich doch wie eine innige Umarmung um die Seele.

Gratwanderung gelungen: Laura Mvula wagt sich auf ihrem zweiten Album an neue Ufer und bleibt dennoch bei ihren Leisten. Funk, RnB und HipHop sorgen für mehr Farbe und Aha-Effekt. Ihrem eigentlichen, herrlich ureigenen Sound bleibt sie auf „The Dreaming Room“ allerdings treu. Die Art und Weise, wie sich Beats, Synthis und Vocals gegenseitig in eine Art Rauschzustand befördern, bewegt weiterhin, treibt sogar die eine oder andere Träne – abwechselnd aus Freude und Rührung – in die Augen. Unüberwindbare Hürde zweites Album? Von wegen!

Laura Mvula - The Dreaming Room

The Dreaming Room
VÖ: 17.06.2016
RCA International (Sony Music)

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