My Jerusalem – A Little Death

My Jerusalem

Ob mit The Gutter Twins oder The Twilight Singers, Jeff Klein war immer am Start, wenn es um etwas düstere und beseelte Gitarrenmusik ging. Projekte kamen und gingen, Freunde zogen sich ins Privatleben zurück, doch der US-Amerikaner zieht seinen Stiefel durch und widmet sich aktuell vor allem My Jerusalem. Anfangs eine Art Allstar-Szene-Band, kann Klein mittlerweile auf ein stabiles Line-up bauen, das Indie und Alternative mit Post Punk und Blues vermengt. „A Little Death“ – der Name ist Programm.

Schwerfällig und doch eingängig – Sound, Atmosphäre und Präsentation erinnern ein wenig an Kellermensch, nur ohne wütende Schreie. Bei aller Intensität joggen My Jerusalem beeindruckend locker durch diese Platte, gesäumt von luftigen und doch wuchtigen Tracks. „Eyes Like A Diamond Mine“ ist vielleicht das beste Beispiel für diese Herangehensweise – bissig und verschroben, dabei aber doch eingängig. Vom übermäßig lauten Schlagzeug, das sich als kleiner Produktionsmakel durch weite Teile von „A Little Death“ zieht, abgesehen, machen diese dezent post-punkigen drei Minuten durchaus Laune.

Wie groß die Bandbreite dieses Albums ist, zeigt im direkten Anschluss „Candy Lions“, das an Nick Cave, entfernt aber auch an die einstige Gutter-Twins-Stimme Mark Lanegan erinnert. Gemächliches Anrollen, nachdenkliche Tenor – ein ellenlanges Kunstwerk zum Gernehören. Der Opener „Young Leather“ führt beide Welten zusammen, überrascht mit Saxophon und stellenweise poppiger Note. Die Backings stammen von einer gewissen Elle King, dem einen oder anderen noch durch ihren Top-10-Hit „Ex’s & Oh’s“ bekannt. Zwischendurch arbeiten sich My Jerusalem an balladeskem Post-Punk-Slowfood („Done And Dusted“), maschinellem Schönklang („Young And Worthless“) und bissigem Alternative Rock („Dominoes“) ab.

Durchgehend unterhaltsam und angenehm anders: My Jerusalem stellen eindrucksvoll unter Beweis, dass sich auch zentnerschwere Lasten mit beneidenswerter, beinahe tänzerischer Leichtigkeit meistern lassen. Ob bluesig oder eingängig, Post-Punk-Schlagsseite oder Rock – auf „A Little Death“ gibt es keine nennenswerte Schwachstelle (wenngleich auch keinen Überflieger) zu verzeichnen. Jeff Klein meistert auch diesen Schauplatz gekonnt.

My Jerusalem - A Little Death

A Little Death
VÖ: 24.06.2016
Washington Square (Rough Trade)

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