The Invisible – Patience

The Invisible

Die bloße Existenz von „Patience“ ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Während den Aufnahmen zum Vorgänger „Rispah“ starb Dave Okumus Mutter, kurz vor Album-Veröffentlichung erlitt er einen lebensbedrohlichen Stromschlag auf der Bühne. Aber auch diverse Nebenschauplätze holten die Musiker ein, darunter Performances als Backingband (Adele, Lianne La Havas), Verpflichtungen in anderen Gruppen und Producer-Arbeiten. Nun sind sie endlich wieder da: als The Invisible.

Mit gewohnter Leichtfüßigkeit, elektronischem Fundament und gemütlicher Indie-Attitüde, die ein wenig an die weniger experimentellen Tracks von alt-J erinnert, marschieren The Invisible durch diesen kleinen Vorboten auf den Sommer. Ein paar prominente Gaststimmen sind dabei, darunter Anna Calvi, die man selten so smooth gehört hat wie auf „Love Me Again“. Gemeinsam mit Okumu und ein paar Effekten spaziert sie durch vier luftige Minuten. Sogar eine Prise Electrofunk hat sich hier eingeschlichen.

Auch Dauergast Jessie Ware, die sich von Okumu produziert lässt, ist wieder an Bord. Ihr „So Well“ schlägt die Brücke in den Frühling mit ätherischen Klänge, ordentlich Atmosphäre und insgesamt bewegendem Auftreten. „Memories“ schlägt andere Töne an und könnte mit seiner Mischung aus Uptempo-Elementen, Synthi-Verschleierung und stellenweise gar souligem Indie-Gesang ebenso von Hot Chip oder Bloc Party stammen – vielleicht DER Hit dieser Platte. Nicht minder sympathisch: „Best Of Me“, gleichermaßen tanzbar wie großspurig, für Invisible-Verhältnisse fast schon laut und gerade deswegen so spannend.

Von der ersten bis zur letzten Sekunde trägt „Patience“ ein Gefühl der Leichtigkeit und der Entspannung, setzt auf Emotionen und läutet die warme Jahreszeit ein. Stellenweise machen The Invisible beinahe Wellnessmusik, dann wiederum deuten sie den Zug zum Dancefloor an und bleiben schließlich lässig und leger. Die Gäste sind stark, letztlich aber nur schmuckes Beiwerk, denn mit ihrer kompakten Präsentation ist das Trio für sich am stärksten. Stilvoll und unterhaltsam, etwas „Patience“ beim Warten auf diese Platte hat sich hörbar gelohnt.

The Invisible - Patience

Patience
VÖ: 10.06.2016
Ninja Tune (Rough Trade)

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