Bantam Lyons – Melatonin Spree

Bantam Lyons

Weltschmerz trifft auf Spielfreude, wenn sich Bantam Lyons ihre Gitarren umschnallen. Das junge bretonische Quartett versteht sich auf Indie Rock, Post Punk und einen nicht zu verhehlenden Hauch von trister Emotionalität, der schon mal an The Smiths oder Joy Division erinnert, gleichzeitig aber auch die mitreißende Kühle von The Twilight Sad oder den frühen Editors in sich trägt. Das liest sich speziell und abwechslungsreich, trifft aber vor allem mitten ins Herz: „Melatonin Spree“ wird zum Aufgalopp nach Maß.

Kunstvoll arrangiert, herrlich hibbelig und in seinem Hauptteil unwahrscheinlich laut: „Away From The Bar“ fasst weite Teile dieser Platte in knapp vier Minuten perfekt zusammen. Von Beginn an signalisieren die jungen Franzosen Aufbruchsstimmung, tanzbar und unruhig zugleich. Wenn schließlich knüppelharte Gitarren zwischen Post- und Noise Rock einsetzen, geht es direkt an Herz und Niere – was ein gewaltiger Ausbruch; nicht der letzte auf diesem Album.

Herzstück und Hirn von „Melatonin Spree“ folgt zwei Türen weiter, wenn „Beds“ seine gesamten sechseinhalb Minuten ausstülpt und sogar einzelne Mogwai-Zitate einarbeitet. Auch hier wird es zwischenzeitlich wieder heftig, entstellt und bewegend – Katharsis für Fortgeschrittene, wenn man so möchte. Bantam Lyons können aber auch gemäßigter, wenn sie beispielsweise in bester Indie-Endlosschleifen-Manier durch „Deft Hands“ tänzeln und einfühlsame Momente bereithalten. Und dann gibt es da natürlich noch das mindestens so nüchterne wie aufgeregte „Michel“, das in seiner inneren Zerrissenheit förmlich aufblüht.

Was „Melatonin Spree“ so stark macht, ist sein unheimlicher Facettenreichtum. An jeder Ecke gibt es neue Aspekte zu entdecken, wenn überraschend noisige Attacken mit tanzbarer Wehmut und enttäuschten Pop-Fantasien kollidieren. Klar erinnern Bantam Lyons an die großen Indie-Vorreiter der 80er, klar nehmen sie die alte Post-Rock-Schule mit auf eine leidenschaftliche Reise, aber das ist absolut in Ordnung, weil jeder einzelne Songs zu unterhalten und zu bewegen weiß. Diese jungen Herren sollte man künftig im Auge behalten.

Bantam Lyons - Melatonin Spree

Melatonin Spree
VÖ: 08.07.2016
Kshantu (Broken Silence)

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