Trade Wind – You Make Everything Disappear

Trade Wind

Ab und an lassen Trade Wind, deren Mitglieder sich normalerweise mit so illustren Bands with Stick To Your Guns, Structures und Stray From The Path durch die Gegend ballern, den guten, alten Gevatter Hardcore auch mal Hardcore sein. Ihr Nebenschauplatz packt das Präfix Post- hinzu, kreist um Alternative Rock und erinnert damit schon mal an Thrice oder den Major-Ausflug von Cave In. Nach einer guten ersten EP emanzipiert sich das Quartett mit seinem Debütalbum „You Make Everything Disappear“ nun endgültig vom vermeintlichen Tagesgeschäft.

Zunächst nehmen die US-Amerikaner aber ihre alten Fans mit auf die Reise, denn „I Hope I Don’t Wake Up“ knüpft nahtlos an die erste EP und, im Unterbau, sogar ein klein wenig an den Sound der jeweiligen Hauptbands ein. Trotz verhältnismäßig ruhiger Strophen brodelt es andauernd, die nächste Explosion scheint nur wenige Sekunden entfernt zu sein, bleibt aber aus. Dieses konstante Hinarbeiten auf den großen Moment lässt im Anschluss „Lowest Form“ zum Standout dieser Platte werden. Mit seiner ausladenden, beinahe proggigen Dynyamik hätte der Song auch auf Cave Ins „Antenna“ blendend funktioniert. Dicht arrangiert, reich an Atmosphäre, herrlich melodisch, zwischendurch sogar mit einzelnen Screams – diese fünf Minuten alleine rechtfertigen bereits den Kauf dieser Platte.

In weiterer Folge wechseln Licht und Schatten einander ab und trüben den guten ersten Eindruck ein wenig. So setzt „Rare“ beispielsweise auf die Intensität der beiden ersten Songs mit gewinnbringendem Ergebnis, während das blasse „Je t’aimerais toujours“ mit Temper-Trap-Querverweisen lustlos und unscheinbar vor sich hin plätschert. Ein „Radio Songs“ hätte gute Ansätze, bleibt aber weitestgehend im ersten Gang hängen. Wie gut, dass „Tatiana (I Miss You So Much)“ mit seinem Charme und konzentrierten Aufbau zum Abräumer mutiert.

Das Versprechen der ersten zehn Minuten können Trade Wind leider nicht auf Albumlänge einlösen. Packende Rocker und blassende Experimente zwischen Alternative und Indie wechseln einander ab – mit gemischten Resultaten. „You Make Everything Disappear“ hat viele interessante Ansätze und mit „Lowest Form“ sogar einen echten Übersong, klingt über weite Strecken aber eben doch wie das Album einer Band, die sich erst finden muss. Freilich, angesichts der Qualität der Songs auf der Haben-Seite beschwert man sich nach wie vor auf beachtlichem Niveau, denn hier könnte, mit ein wenig Geduld und Fokus, Großes heranreifen.

Trade Wind - You Make Everything Disappear

You Make Everything Disappear
VÖ: 15.07.2016
End Hits Records (Cargo Records)

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