Apothek – Apothek

Apothek

Morten Myklebust und Nils Martin Larsen würden jeweils für sich nicht funktionieren. Also musikalisch. Als Apothek verbinden Popmusik mit Elektronik und ein wenig Avantgarde. Quasi James Blake auf Kollisionskurs mit Everything Everything, wenn man so will. Die Songs auf ihrem eponymen Album vermengen poetische Texte – Myklebusts Domäne – mit Larsens Hang zur Soundtüftlerei. Beide setzen auf komplett konträre musikalische Ansätze und kollidieren herrlich kurios miteinander.

Gelegentlich gewinnt Gevatter Pop die Überhand. Ein „Invited“ mit seinen kaskadenartigen explodierenden Synthis könnte durchaus im Radio laufen. Der Refrain ist ein einziger gewaltiger Ohrwurm für sich. Ähnliche Ansätze deutet „Reunion“ an. Mit geschickten 80s-Synth-Variationen ausgestattet, macht die erste Hälfte Laune, bevor sich ein wenig Tristesse einstellt – die Luft ist schnell raus. Spannender gestaltet sich „Family“, das Post-Dubstep-Elemente mit alt-J und geglättetem Kammerpop kreuzt. Klingt seltsam, ist es auch, bleibt dennoch sofort hängen.

Bereits der Opener „Roaring“ bedient sich einer ähnlichen Mischung, blubbert beinahe schüchtern vor sich hin und wird zum Schluss hinaus sogar richtig schön laut. Eine Besonderheit stellt hingegen das über siebeneinhalb Minuten lange Herzstück „Inheritance“ dar, das Samples und Snippets von fast jedem anderen Album-Track zusammenmischt und immer wieder explodiert. Zwischen nach mehreren Durchläufen vertrauten Elementen und Remix-Stückwerk entsteht das unbestrittene Highlight dieses Einstands.

Die ungebrochene Liebe zum Detail – auf lyrischer wie musikalischer Seite – wird erst nach mehreren Durchläufen deutlich. Abgesehen von einem kleinen Durchhänger in „Reunion“ und kleineren Wiederholungen zum Ende des Albums hin, gestaltet sich das Debüt durch die Bank unterhaltsam. Wiederholtes Anhören legt neue Feinheiten und überraschende Wendungen frei. Große Pop-Momente, avantgardistisches Freischwimmen und die Kollision zweier höchst eigenständiger wie konträrer Persönlichkeiten gestaltet „Apothek“ sauber aus. Grower-Potential? Duh!

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Apothek
VÖ: 30.09.2016
Propeller Recordings (H’ART)

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