Matt Boroff – Grand Delusion
Seine Wahlheimat mag mittlerweile Österreich sein, doch musikalisch ist Matt Boroff nach wie vor tief in den Vereinigten Staaten verhaftet. Auf seinem dritten Soloalbum versucht er sich ein wenig von Desert-Rock-Klängen zu lösen, was zumindest bedingt gelingt. Mehr Americana, mehr Singer/Songwriter – und Wüstenprominenz hinter den Kulissen. Kein Geringerer als Josh Homme-Intimus Alain Johannes produzierte „Grande Delusion“, während Jack Irons (Red Hot Chili Peppers, Pearl Jam) am Drumhocker Platz nahm.
Für „Thirst“ lud sich Boroff eine besonders ikonische Desert-Stimme ein: Mark Lanegan verbreitet Grabesstimmung und sorgt für kalte Schauer. Der Protagonist selbst zeigt sich ähnlich rau und überrascht mit schroffer, stellenweise beinahe experimenteller Gitarrenarbeit. Das Instrument überschlägt sich förmlich, droht in Feedback-Schleifen zu ertrinken und schafft es doch noch irgendwie ans rettende Ufer. Dort wartet unter anderem das flotte, schmissige „Hang On“, das durchaus im Alternative-Radio laufen könnte und mit seinem mehrteiligen Refrain hängen bleibt.
Matt Boroff befindet sich am musikalischen Scheideweg, was ihm allerdings gut bekommt. So schwillt bereits der eröffnende Titeltrack bedrohlich an: „Grand Delusion“ übt sich in Leisetreterei und Understatement, kombiniert Minimalismus mit rauen Emotionen und dezent psychedelischen Untertönen, die sich mit typischen Desert-Sounds vermengen. Ein „Siren Song“ hingegen versucht sich an vergleichsweise klassischen Americana-Klängen und macht seine Sache mindestens so gut wie die stampfende, herrlich rüpelhafte Video-Auskopplung „What A Shame“.
„Grand Delusion“ pendelt zwischen zwei Welten. Boroff will sich nicht so recht von seinen Wurzeln lösen, wagt sich aber ebenso gen traditionellere Ufer vor und gibt mehr und mehr den klassischen Songwriter. Garniert mit eingängigen Momenten, prominenten Gästen und knisternder Atmosphäre, entsteht ein wilder, süchtig machender Drittling, der sich förmlich am Plattenteller festbeißt.
Grand Delusion
VÖ: 30.09.2016
Panta R&E (Rough Trade)
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