Toy – Clear Shot

Toy

Die Suche nach krautigem Psychedelia-Plüsch geht in die dritte Runde. Toy aus London sind mittlerweile so etwas wie ein Geheimtipp für eingängige und doch ausufernd wilde Klangreisen fernab sämtlicher gängigen Spektren. Das vor drei Jahren erschienene „Join The Dots“ war ein hörbarer Versuch, den ausufernden Wahnwitz des Debüts in halbwegs geregelte Bahnen zu zwängen, dabei aber gleichzeitig spontan und positiv abgedreht zu klingen. „Clear Shot“ baut auf diesen Bemühungen auf.

Aus dem Versuch den eigenen Sound abermals zu erweitern und noch zugänglicher zu machen, entsteht ein durchaus faszinierender Spagat, mit dem sich Toy zwischen den Fronten bewegen. Songs wie die Video-Auskopplung „I’m Still Believing“ fassen in drei schmissigen Minuten die plüschig-weiche Seite der Band mit Shoegaze-Charme und zwingendem Pop-Sound zusammen, heben sich angesichts der dichten Klangwolke und zahlreicher weiter Einflüsse angenehm von der breiten Masse ab – ein Vorhaben, das auch im grandiosen, mit Understatement aufbrandenden „We Will Disperse“ prima funktioniert.

Natürlich spielen die langen, getriebenen Tracks nach wie vor eine bedeutende Rolle. Bereits der eröffnende Titeltrack „A Clear Shot“ erinnert ein wenig an den Einstand und treibt sechs abwechslungsreiche, von Drumsalven und schrammelnden Gitarren geprägte Minuten vor sich her, platziert weichen Psychedelia neben wirren Kraut-Einflüsse. Das unwahrscheinlich entspannte „Fast Silver“ macht aus seinem guten Ansatz leider zu wenig und flaut trotz interessanter Math-Elemente schnell ab. Zwischen pulsierender Rhythmusabteilung und fanfarenartigen Synthis rückt das grandiose „Dream Orchestrator“ mit seinem ausufernden, wilden Arrangement die schiefe Optik aber rasch wieder gerade.

Nicht durchgehend genial, wohl aber höchst unterhaltsam: „Clear Shot“ braucht ein wenig, um sich warm zu laufen, um seine sonderbare Strahlkraft zu entfalten. Manches klingt, je nach Geschmack, zu poppig bzw. zu wirr, doch mit fortlaufender Spieldauer fügen sich die einzelnen Zutaten zu einer packenden Mischung zusammen, die sich selbst von kleineren Durchhängern nicht unterkriegen lässt. Toy haben ihren Sound gefunden und verfeinert – was nun folgt, ist fraglich und spannend zugleich.

Toy - Clear Shot

Clear Shot
VÖ: 28.10.2016
Heavenly Recordings / [PIAS] Recordings (Rough Trade)

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