Clock Opera – Venn

Clock Opera

Die fünf Jahre seit dem Debütalbum „Ways To Forget“ waren von Widrigkeiten und Trauerbewältigungsarbeit geprägt. Clock Opera mussten ihr Lineup umstellen und hatten mit persönlichen Verlusten zu kämpfen. Ihre neue Platte entstand über mehrere Jahre und wurde durch Crowdfunding finanziert, zwischenzeitlich konnte immerhin ein neues Label gefunden werden. Auf „Venn“ kultivieren die Briten ihren kuriosen, elektronisch befeuerten Sound zwischen Synth-Teppichen, Samples und pointierten Gitarren.

Butterweich, experimentell und doch ein wenig schroff: Erinnerungen an alt-J und Everything Everything werden wach, wenn das kraftvolle und doch verträumte „In Memory“ langsam anrollt. Guy Connellys Kopfstimme im Refrain geht unter die Haut, die Dream-Pop-Synthis entführen in andere Sphären. Dass es auch deutlich lauter und forscher geht, stellt im direkten Anschluss „Changeling“ unter Beweis. Dank Gitarreneinsatz und erhöhter Schlagzahl beweisen Clock Opera so etwas wie Biss, bleiben der im Grunde soften Herangehensweise dennoch treu.

Ein „Dervish“ wird seinem Namen gerecht und versucht sich in den Bridges an einem regelrechten Veitstanz. Die vielschichtigen Melodiespuren im Chorus entladen sich ähnlich explosionsartig. „Whippoorwill“, die aktuelle Video-Auskopplung, bemüht sich hingegen wieder um die ruhige, balladeske Seite der Briten. Gelegentliche, für sich kaum merkbare Steigerungen der Intensität verdichten das minimalistische Arrangement und führen beinahe nahtlos in das lebhafte, eingängige „Hear My Prayer“ mit dicken 80s-Synthpop-Anleihen.

Zwar fehlt „Venn“ ein kleiner Überflieger, in seiner wuchtigen Gesamtheit macht das herbeigesehnte zweite Album von Clock Opera aber ordentlich was her. Hohes, gleichbleibendes Niveau, keinerlei Ausfälle und eine faszinierende Atmosphäre, die binnen Sekunden unter Beschlag nimmt – die Zutaten für eine unterhaltsame Platte zwischen Kopfhörer und entspanntem Leseabend reißen mit und lassen zugleich hoffen, dass die Briten für den Nachfolger mit deutlich positiveren Themen arbeiten können.

Clock Opera - Venn

Venn
VÖ: 10.02.2017
League Of Imaginary Nations / !K7 (Indigo)

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