Animal House – Sorry

Animal House

Was machen vier Australier in England? Natürlich eine Band gründen und langsam aber sicher zu Indie-Darlings aufsteigen. Animal House sind mittlerweile nach Brighton umgezogen, was nicht unbedingt einfach war – drei der vier Musiker mussten zwischendurch wieder ausreisen, bevor sie schließlich zu „Exceptional Talent Migrants“ erklärt wurden. Musikalisch bewegt sich der Sound der britischen Aussies irgendwo zwischen den transatlantischen Retro-Klängen um den Jahrtausendwechsel und 30 Jahre Britpop. Die erste EP „Sorry“ wirbelt schon mal ordentlich Staub auf.

Zumindest die ersten beiden Songs gehören mit zum Besten, was England – oder Australien – in den letzten Jahren ausgespuckt hat. „Domino“ beweist eindrucksvoll, wie mit verdammt wenig unheimlich viel erreicht werden kann. Pontierter Minimalismus, angriffslustige Strokes-Gitarren und ein kurzer, charmanter Refrain fressen sich binnen Sekunden ins Hirn, kleinere instrumentale Spielereien runden den monströsen Hit ab. Gleich danach zäumt „English Girls“ das Pferd von hinten auf. Punkige Untertöne und dezente 60s-Callbacks sowie eine herrlich schlichte Bassline setzen noch einen drauf.

Nein, die vier weiteren Tracks sind keinesfalls schlecht, sie können bloß das übermenschliche Niveau der beiden Opener nicht erreichen. Dafür zeigen Animal House ihre musikalische Bandbreite. „Heavy“ wirkt sexy und anzüglich, erinnert im nächsten Moment wieder an frühe Arctic Monkeys. Der kuriose Shuffle-Beat von „Sour“ nebst geheultem Songtitel braucht Zeit und Geduld, macht aber schließlich ähnlich viel Laune wie der schräge Supergrass-Verschnitt „Tequila“. Zwischendurch treibt „Lemon & Lime“ die Britpop-Ausläufer der späten 90er Jahre charmant voran.

Bleiben unterm Streich zwei Monster und vier abwechslungsreiche bis schräge Songs, die man sich locker schön hören kann – fertig ist eine der interessantesten EPs des Jahres, auch wenn „Sorry“, technisch gesehen, bereits im vergangenen Jahr auf Konzerten verkauft wurde. Animal House sorgen für kleine Schockwellen und zählen schon jetzt zu den neuen Lieblingen der britischen Indie-Presse. Starkes Songwriting, clevere Präsentation und viel Schweiß zeugen von ordentlich Substanz hinter den salbungsvollen Worten. Die UK-Aussies könnten zum next big thing zu werden, sofern sie an ihrer bestechenden Frühform festhalten.

Animal House - Sorry

Sorry
VÖ: 07.04.2017 (DL-Single)
popup-records

Animal House @ Facebook
„Sorry“ @ Amazon kaufen