Nick Cave And The Bad Seeds – Lovely Creatures

Nick Cave And The Bad Seeds

Eigentlich wollte Nick Cave vor drei Jahren eine kleine Werkschau zu 30 Jahren mit The Bad Seeds veröffentlichen. Diese verschob sich jedoch, sodass zwischenzeitlich die schmerzhafte wie eindrucksvolle, berührende Trauerarbeit „Skeleton Tree“ das Licht der Welt erblickte. Folglich findet sich auch keiner dieser Songs auf eben jener Compilation, die nun – endlich – als „Lovely Creatures“ erscheint und auf drei prall gefüllten CDs jeder Cave’schen Dekade einen Silberling widmet – ohne Soundtrack-Projekte, ohne schroffe Nebenschauplätze.

Durch die dekadenweise, weitestgehend chronologische Aufarbeitung von Nick Caves Karriere mit den Bad Seeds entsteht eine kleine Schräglage mit – von CD 1 bis 3 gereiht – sieben, fünf und drei verarbeiteten Studioalben. So rauschen gerade die Anfangsjahre des Australiers vergleichsweise schnell vorbei, zugleich zeigt sich aber auch, dass Cave mit den Jahren immer besser und besser geworden ist. Dennoch fasziniert gerade der erste Silberling mit seiner stilistischen Pluralität, die vom schroffen Elvis-Cover „In The Ghetto“ über das herrlich ausladende „The Mercy Seat“ bis zum bissigen, aufwühlenden „Papa Won’t Leave You, Henry“ reicht. Die post-apokalyptischen Töne von „Tupelo“ wirken heute zeitgemäßer denn je.

Auf CD 2 findet sich – natürlich – der größte Hit von Nick Cave And The Bad Seeds: „Where The Wild Roses Grow“, das mörderische Duett mit Kylie Minogue. Damals wie heute ein Gänsehautgarant, hat diese Perle ebenso wenig an Strahlkraft eingebüßt wie der explosive Blues von „Loverman“ und die herrlichen B-Seiten „Shoot Me Down“ und „Come Into My Sleep“. Und die abschließende Scheibe? Der endlose Soulstorm „There She Goes, My Beautiful World“, die mit Grinderman-Einflüssen versehene Phase von „Dig, Lazarus, Dig!!!“ (inklusive der modernen Klassiker „We Call Upon The Author“ und „More News From Nowhere“) und die abermals schroffe Kurskorrektur von „Push The Sky Away“.

Auf „Lovely Creatures“ fehlt so gut wie nichts – so ziemlich alle kleinen und großen Hits, gespickt mit Raritäten und, je nach Auflage, einem faszinierenden Buch mit Essays, Fotos und Bandgeschichte sowie einer kuriosen DVD mit seltenen Live-Aufnahmen und Interview-Sequenzen sollte selbst Komplettisten begeistern. Drei CDs und Bonus-Material umspannen Caves gesamte Bad-Seeds-Karriere auf spektakuläre Weise. Ob Einsteiger oder Experte – ein Schmankerl für jede Sammlung.

Nick Cave And The Bad Seeds - Lovely Creatures

Lovely Creatures
VÖ: 05.05.2017
Mute Records (Warner Music)

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