Klez.e – November

Klez.e

„Desintegration“ – ein fantastischer Auftakt für ein bis dato bewegtes Musikjahr. Klez.e blickten zurück auf die Zeit vor dem Mauerfall samt Cure-Hommage und musikalischem Finetuning. Bei der anschließenden Tour wurden eng umrissene Album-Versionen zu ausladenden Jams und Band-Klassiker in neue Gewänder gekleidet. An insgesamt sechs Orten mitgeschnitten, zeigt das Doppel-Live-Album „November“ das Trio nun in bestechender Höchstform.

Benannt wurde dieses Multi-Konzert-Dokument übrigens nach einem der schwächeren Songs des aktuellen Studioalbums, hier in einer ungewöhnlich mitreißenden Version jedoch stärker und eindrucksvoller denn je zu hören. Halb Trauermarsch, halb Befindlichkeitsstudie, gehen die Elegien und zwischendurch einsetzenden, durchaus forschen Gitarren unter die Haut. Überhaupt funktionieren alle Tracks von „Desintegration“, und es ist tatsächlich jeder einzelne zu hören, verdammt gut.

„Drohnen“ war der Höhepunkt der aktuellen Platte und fungiert hier als grandioser Live-Opener, immer noch mitreißend und ungemein aufwühlend. Wenn sich Tobias Siebert schließlich in den mit bitteren Untertönen veredelten Refrain vortastet, macht sich Gänsehaut breit. Aber auch das alte Material kommt gut – ob der herrlich forsche Klassiker „Wir ziehen die Zeit“ oder das clever arrangierte „Am Grund der tiefgrünen See“. Das „Strandlied“ wurde sogar auf mutige zwölf Minuten ausgedehnt. Jede einzelne Sekunde brennt wie Feuer unter den Fingernägeln, die kantigen Post-Punk-Gitarren schrubben gar manisch über die vormals schräg-verspielte Synth-Geduldsprobe.

Auf „November“ stimmt so ziemlich alles: Selbst die schwächeren Tracks des aktuellen Albums reißen live mit, die umarrangierten Band-Klassiker kommen verdammt gut und erwiesene Monstrositäten, wie „Drohnen“ und „Wir ziehen die Zeit“, scheinen noch weiter gewachsen zu sein. Freilich, über die ellenlangen Jams jenseits der Zehn-Minuten-Marke darf man geteilter Meinung sein, doch selbst das ändert nichts an der herausragenden Klasse dieses Live-Dokuments – der perfekte Abschluss für das bislang beste Klez.e-Jahr.

Klez.e - November

November
VÖ: 10.11.2017
Staatsakt (Universal Music)

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