Blis. – No One Loves You

Blis.

Eine Band wie Blis. sieht man nicht alle Tage. Vor fünf Jahren gegründet, arbeitete das Quartett aus Atlanta, Georgia derer drei fieberhaft an ihrem ersten Album. Entsprechend musikalisch und textlich breit gefasst, präsentiert sich besagtes „No One Loves You“ nun. Frontmann Aaron Gossett verarbeitet die verschiedensten Gefühlslagen, begleitet von einem furiosen Mix an Alternative- Rock-, Emo-, Noise- und College-Sounds.

Der vielleicht beste und herzzerreißendste Song dieser Platte versteckt sich pünktlich zur Halbzeit. In „Lost Boy“ singt Gossett von innerer Zerrissenheit. Er unreligiös, seine Freundin gläubig, ihre Eltern strikt religiös, dann eine außereheliche Schwangerschaft – mächtige, gen Post-Hardcore schielende Riffwände und tief verhafteter Frust ziehen sich durch drei gleichermaßen beeindruckende wie explosive Minuten, auf die mit „Ugly“ ein vergleichsweise kuscheliger, ruhiger Song folgt. Die kleine aber fette Explosion kurz vor Schluss passt natürlich prima ins Bild.

Zwischendurch lockern etwas ruhigere Momente das Geschehen ein wenig auf. „Christian Girls“ – da ist dieses Thema wieder – erinnert im besten Sinne an ungeschliffene Jimmy Eat World-Balladen, während „Broken“ seine kleineren Kraftproben angenehm dezent einsetzt. Rundherum explodieren „Home“, das mitreißende „Stale Smoke“ und das herrlich hoffnungslose „Old Man“ auf geradezu spektakuläre Weise.

Keine Schwächephasen, durchgehend Wellenbrecher und selbst die kleinen Zwischenspiele machen Sinn: „No One Loves You“ destilliert raue 90s-Klänge auf nahezu perfekte 35 Minuten, denen man ihre lange Entstehungsphase und wechselnden Probleme anhört. Blis. erklären vermeintliche Zerrissenheit zur Tugend und packen ein von vorne bis hinten leidenschaftliches, rohes und eindrucksvolles Debüt auf Silberling und Vinyl – ein überwältigendes Statement von einem Album.

Blis. - No One Loves You

No One Loves You
VÖ: 25.11.2017
Sargent House (Cargo Records)

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