Angra – Ømni

Angra

Was macht eine Band, wenn sie ihren großartigen Sänger und damit auch ihr Aushängeschild verliert? Aufhören? Manche tun dies, doch im Falle der Brasilianer von Angra lautete die schlichte Antwort auf diese Frage: ‚mit einem neuen großartigen Sänger die nächste Stufe in der Karriere der Band einläuten‘. Zwei Mal hat das schon geklappt: Auf den charismatischen Andre Matos folgte zunächst der markante Edu Falaschi, ehe beim letzten Album der talentierte Rhapsody Of Fire-Sänger Fabio Lione den wieder vakant gewordenen Posten am Angra-Mikro übernommen hatte. Mit ihm und der tollen Scheibe „Secret Garden“ gelang dem Quintett ein erfolgreicher dritter Frühling und jetzt setzen sie mit „Ømni“ noch einen drauf.

Mit jede Menge orchestralem Bombast und ausreichend metallischer Härte in Petto starten Angra ihr neues Werk überaus furios und stimmungsvoll. Epische Mitsing-Parts folgen in „Light Of Transcendence“ auf schnelle headbangkompatible Sektionen, während Fabio Lione ein weiteres Mal unter Beweis stellt, dass sein Gesangsorgan perfekt mit dem Angra-Sound harmoniert. Bei der Vorabsingle „Travelers Of Time“ wird der Schwerpunkt klar auf die schwermetallische Seite der Band verlegt, ehe es bei „Black Widow’s Web“ – inklusive Gast-Shouts von Arch Enemy-Sängerin Alissa White-Gluz – trotz eines eingeschobenen balladesken Parts ziemlich düster und heavy zur Sache geht.

Wem das Epische früherer Angra-Alben bis hierhin zu kurz kam, der wird sich über die von einigen Tempiwechseln bestimmte Bombast-Hymne „Insania“ freuen, während Balladenfans mit „The Bottom Of My Soul“ eine absolut kitschfreie Perle dieser Songkategorie geboten bekommen. Ein letztes Gastspiel gibt der ehemalige, 2015 zu Megadeth gewechselte Angra-Gitarrist Kiko Loureiro beim -passend zum Songnamen – sehr wuchtigen „War Horns“, ehe die brasilianischen Folklore-Einflüsse schließlich bei „Caveman“ zu ihrem Recht kommen. Für Abwechslung ist also definitiv gesorgt, zumal es zum Abschluss des Albums auch noch das in zwei Parts aufgesplittete Titelstück „Ømni“ zu hören gibt, bei dem Angra noch mal alle Facetten ihres Könnens präsentieren – von Folklore über Bombast bis zu hartem Metal ist hier alles in komprimierter Form vertreten, was die Band seit jeher ausmacht.

Angra ist das Kunststück gelungen, sich nach dem bereits sehr guten letzten Album noch einmal zu steigern. Anno 2018 scheint das Bandgefüge noch näher zusammengerückt zu sein, die Songs klingen zu gleichen Teilen sowohl noch verspielter als auch gereifter als auf „Secret Garden“. Da auf einen Totalausfall zudem verzichtet wurde und lediglich die zweite Ballade „Always More“ nicht ganz das hohe Niveau der übrigen Songs halten kann, hat man es hier mit einer wahren Sternstunde in Angras 27-jähriger Karriere zu tun. Wer die Band in dieser Hochform live erleben möchte, dem sei die am 23.03.2018 beginnende Europatour ans Herz gelegt, in deren Zuge die Band auch die deutschen Städte Berlin, München und Essen besuchen wird.

Angra - Ømni

Ømni
VÖ: 16.02.2018
earMUSIC (Edel)

Angra @ Home | @ Facebook
„Ømni“ @ Amazon kaufen