Dead Kittens – Pet Obituaries
Mit einem Fuck-Finger für Konventionen tankt sich ein holländisch-israelisches Duo durch unorthodxoen Crossover-Wahnsinn. Hinter Dead Kittens stecken ein Comic-Künstler und ein Multi-Instrumentalist, die den Dino Punk von möglichst allen Seiten aufzäumen und Dekonstruktion zur großen Kunst erheben. Verschiedenste Genres und Instrumente, begleitet von grellen Videos und Animationen, rennen Sturm gegen jegliche Erwartungshaltung. „Pet Obituaries“ ist wahrlich, wie es im englischen Sprachraum heißt, ‚an acquired taste‘.
Irgendwo zwischen triefendem Sarkasmus und derber Brachialgewalt platzieren sich 32 wahnwitzige Minuten, die sich nicht so leicht in Worte fassen lassen. „Happy“, einer der Vorboten, reitet in 65 Sekunden durch Ravecore, Uppers & Downers, und Noise-Punk, begleitet von bissigem Anti-Frohsinn. Der Opener „City Lives“ bäumt sich hingegen betont langsam und schleppend, dafür jedoch richtig schön bedrohlich auf. Zwischen wirrem Rhythmusgeflecht, zynischen Applaus-Samples und verwaschener Elektronik verwirrt das Duo mit wachsender Begeisterung.
Einer der musikalischeren Momente hört auf den Namen „Shame“ und erinnert entfernt an Death From Above – zumindest eine komplett entschleunigte Variante mit Remix-Charakter, die entstelltes Bassgewitter auf ein wenig Off-Beat treffen lässt. Wieder eine Tür weiter hibbelt „Naked People“ durch Zeitlupen-Drum’n’Bass, während „I Don’t Ever Want To See Your Ugly Fucking Face Again“ in seinem (Post-)Hardcore-Ethos an die konfuseren Projekte eines Mike Patton erinnert.
Ohne eine fette Dosis Geduld und Sitzfleisch lässt sich „Pet Obituaries“ nicht aushalten. Vermutlich schrillen nach den ersten paar Durchläufen die Alarmglocken. Ist das hier wirklich ernst gemeint? Ja, und wie: Dead Kittens schlagen wild um sich und verstoßen gegen jedwede erwartbaren Konventionen. Mit der Zeit fügen sich die Teile zusammen und ergeben ein durchaus erfrischendes Art-Punk-Projekt, welches künstlerischen Anspruch mit konzeptuellem Wahnsinn kreuzt. Ohne Frage, dieser Einstand wird die Lager spalten, und macht als durchgeknalltes Readymade somit alles richtig.
Pet Obituaries
VÖ: 23.02.2018
Noisolution (Soulfood Music)
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