Scraps Of Tape – The Will To Burn
Die schönsten musikalischen Momente tauchen oft aus dem kompletten Nichts auf. Wobei, ganz unbekannt sind Scraps Of Tape nun auch nicht. Seit 2000 veröffentlichen die Schweden in schöner Regelmäßigkeit süßlich-sperrigen Post Rock mit Alternative-, Math- und sogar Post-Hardcore-Einschlag. Für das mittlerweile sechste Studioalbum „The Will To Burn“ verbarrikadierte sich das Quintett in einer alten Schule auf dem Land und nahm ihr bislang stärkstes Werk auf.
Von den ersten, leicht zittrigen Tönen des Openers „The Horologer“ regiert gespannte Erwartungshaltung. Blubbernde, schroff angeschlagene Gitarren, präziser Aufbau, Zeitlupen-Breaks und beinahe balladeske Gesangsmelodien stehen in scharfem Kontrast zueinander, wuchtige Riff-Attacken setzen wichtige Akzente. Ein wenig fühlt man sich an die Dänen Kellermensch erinnert, die es sich ähnlich bereitwillig zwischen den Stühlen bequem machen. Beinahe progressive Momente, himmlische Hooks und derbe Gitarrensalven tragen zum gleichermaßen verstörenden wie harmonischen Finale.
Wer solche Kontraste schätzt, wird auch das übrige Album mögen. Seinen Höhepunkt findet diese Tour de Force im wahnwitzigen „Experiments In Shame“. Hier sprengen Scraps Of Tape die Zehn-Minuten-Marke, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang einschläfernd zu wirken. Konstanter Spannungsauf- und -abbau, Post-Hardcore-Husarenritte, ja sogar metallische Untertöne tragen durch weitestgehend instrumentale Gefilde. Darf es ein wenig kompakter sein? „Silent Wave“ hangelt sich zu feinfühligem Klargesang in Distortion-Untiefen, während die wilden Haken von „The Lengthening Grey“ an unaufgeregte At The Drive-In erinnern.
Lässig zwischen den Stühlen logierend, werfen Scraps Of Tape ein kleines Meisterwerk ab und verziehen sich nach knapp 40 Minuten wieder. Es brodelt und knistert an jeder Ecke, eine fatale Explosion bleibt jedoch aus. Stattdessen ruhen die Schweden unwahrscheinlich cool in sich und jagen entstellte Riff-Granaten über episch angehauchte Klangwelten. „The Will To Burn“ zuckt heftig, windet sich und bleibt geradezu unverschämt eingängig. Verschnitt? Fehlanzeige. Stattdessen ein potentielles Album des Jahres.
The Will To Burn
VÖ: 02.03.2018
Denovali Records (Cargo Records)
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